Ein Unfall am Beatenberg riss ihn aus dem Leben
«Michael (†24) wollte Polizeichef werden»

Er stand noch am Anfang seiner Karriere bei der Berner Kantonspolizei. Jetzt wurde dem Eishockeyfan eine Velotour zum Verhängnis.
Publiziert: 28.04.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:14 Uhr
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Erst Anfang Januar des vergangenen Jahres wurde Michael im Berner Münster zusammen mit 67 weiteren Polizeischul-Absolventen vereidigt.

Im dichten Nebel stehen die Trauergäste Arm in Arm, legen Blumen und Kerzen am Rand der Beatenbergstrasse in Unterseen BE nieder. Dann setzen sich einige auf ihr Velo, fahren die kurvige Strasse hinunter. «So wollen die Hinterbliebenen die letzte Reise von Michael vollenden, ihm die letzte Ehre erweisen», sagt ein guter Freund  von Kantonspolizist Michael (†24). Der junge Mann aus Bönigen BE ist am vergangenen Mittwoch Opfer ­eines tragischen Unfalls geworden.

Auf der steilen Bergstrasse, die die Familie und Freunde von Michael gestern hinabfuhren, war der Polizist am vergangenen Mittwoch unterwegs. Mit einem guten Kollegen unternimmt der passionierte Radfahrer am Abend eine Ausfahrt auf dem Rennvelo. Die beiden sind unterwegs von Beatenberg hinunter nach Unterseen. Nach einer Linkskurve kommt von unten ein Motorradlenker entgegen. Obwohl das Stück übersichtlich ist, treffen die drei Fahrer frontal aufeinander.

Der Kollege von Michael verletzt sich schwer, er kommt ins Spital. Der Motorradfahrer wird eingeliefert, erliegt schliesslich seinen Verletzungen. Michael, der junge Polizist, hat keine Chance: Er stirbt nach der Frontalkollision noch an der Unfallstelle.

Bis jetzt ist unklar, wer den Unfall verursacht hat. Sicher ist: ­Einer der Beteiligten muss die durchgezogene, allerdings kaum erkennbare Mittellinie überfahren haben.

«Mir ist egal, wer schuld ist. Das bringt Michael auch nicht zurück», sagt ein langjähriger Kollege. Michael sei immer ein vorsichtiger Mensch gewesen. Kennengelernt hat er ihn beim Eishockey: «Mi­chael war ein Fan des SC Unter­seen Interlaken. Er war bei jedem Auswärts- und jedem Heimspiel dabei, feuerte das Team an.» Genau dieses Feuer habe den Hobbysportler, der in Bönigen BE aufwuchs, ausgemacht: «Er war immer gut drauf und motiviert. Auch wenn die Mannschaft mal verloren hat.»

Mit seiner Motivation stieg Michael auch im Job schnell auf: Ursprünglich zum Schreiner ausgebildet, wechselte er vor einigen Jahren auf die Polizeischule. Dort wurde er bereits mit 22 Jahren vereidigt, durfte danach die Wache im Kurort Gstaad BE betreuen. «Er war so stolz und zufrieden mit dieser Arbeit, weil er mit Menschen zu tun hatte und helfen konnte», sagt sein Freund. Das grosse Ziel des ehrgeizigen Beamten: «Von Gstaad wollte er irgendwann nach Interlaken zurückkehren, um in seiner Lieblingsstadt Polizeichef zu werden», verrät der Kollege.

Dass der Polizist diesen Traum nicht verwirklichen kann, schockt auch seine Kollegen. Mit einer Traueranzeige in einer Lokalzeitung gedachte die Polizei seiner gestern. «Michael wird uns sehr fehlen», heisst es. Zurück bleibe eine «unendliche Fassungslosigkeit».

Stellvertretend sagte der Berner Polizeikommandant Stefan Blättler (53) zu SonntagsBlick: «Wir sind bestürzt über das tragische Unglück, das zwei jungen Menschen das Leben kostete. Mit Michael verloren wir einen liebenswürdigen und pflichtbewussten Kameraden. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Verstorbenen.»

Diese verliessen gestern Abend nach der halbstündigen Andacht  die Unfallstelle, verschwanden mit dem Velo im Nebel. Um sich in der Helvetia Sport Bar in Unterseen zu treffen. «Hier haben wir mit Michael immer die Siege unseres Teams gefeiert», sagt sein guter Kollege. «Er wird mir als Freund sehr fehlen.»

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