Studentin Fabienne D.* (21) feiert mit einer Kollegin und zwei Kollegen am Thunfest. Sie bestellen ihre Drinks direkt an der Bar. «Der Barkeeper gab uns die Drinks in die Hand. Ich nahm zwei bis drei Schlücke aus meinem Glas. Dann wars vorbei. Ich konnte nicht mehr stehen. Meine Kollegen fingen mich zum Glück auf. Danach habe ich offenbar wirres Zeug geredet. Davon weiss ich aber nichts mehr. Am nächsten Morgen wachte ich zu Hause in meinem Bett auf. Ich weiss gar nicht, wie ich dahin kam. Zum Glück hatte ich meine Kollegen dabei.»
«Es war der Barkeeper.»
Fabienne D. ist sich sicher: «Es war der Barkeeper.» Sie will ihn und den Club anzeigen. Doch sie hat keine Beweise. Als die 21-Jährige realisiert, dass sie Opfer einer Drogenattacke wurde, ist es bereits zu spät. «Die Polizei sagte mir, dass sie nichts machen könne, wenn ich keine Blutwerte habe, die den Konsum von K.O.-Tropfen nachweisen.»
Dass der Barkeeper dem Drink nicht nur Alkohol beimischt, ist offenbar kein Einzelfall. Fabienne D: «Ich arbeite selbst ab und zu in Bars und war an Grossveranstaltungen auch schon Barchefin. Am Barstreet-Fest in Bern kam schon mehr als einmal ein Typ mit einem Fläschchen in der Hand an die Theke und bot einem Bar-Kollegen 100 Franken oder mehr, wenn er einem weiblichen Gast K.O.-Tropfen in den Drink mischt.»
Attacken mit K.O.-Tropfen am Barstreet-Festival bekannt
Jürg Werren vom Barstreet-Festival staunt, als ihn Blick.ch mit den Aussagen der Insiderin konfrontiert. «Davon höre ich zum ersten Mal. Aber das verstösst ganz klar gegen unsere Regeln. Wenn wir einen Barkeeper erwischen, wie er K.O.-Tropfen beimixt, zeigen wir ihn sofort an.»
Werren gibt zu, dass es an seinem Festival schon Opfer von Drogenattacken gab. «Es kommen schon ab und zu Besucher, die behaupten, dass ihnen jemand K.O.-Tropfen eingeflösst habe. Wir raten ihnen dann, dass sie sofort zum Arzt gehen und Anzeige gegen Unbekannt erstatten sollen. Doch bisher fehlten die Beweise.»
«Ein solcher Barkeeper muss gehen»
Ernst Bachmann, Vizepräsident von GastroSuisse, ist entsetzt, dass K.O.-Tropfen bereits hinter der Bar beigemixt werden sollen: «Ein solcher Barkeeper gehört sofort entlassen. Das ist nicht tolerierbar!»
Doch oft ist das Barpersonal, das an Grossanlässen hinter dem Tresen arbeitet, nicht fest angestellt – meist sind es Angehörige von Vereinen oder Studenten.
Drogenopfer Fabienne D. weiss aus eigener Erfahrung, dass Trinkgelder willkommen sind. «Aber doch nicht so. Zum Glück hatte ich bei meinen Einsätzen hinter der Bar bisher immer loyale Mitarbeiter.»
*Name der Redaktion bekannt