Grün, Orange, Rot. Das bedeutet: Ziel übertroffen, gerade noch okay, leider ungenügend. Wer Kinder im Schulalter hat, kennt das: Anstelle der herkömmlichen Benotung auf der Skala von 1 bis 6 verwenden immer mehr Schulen im Land einen Farbcode. Weil man möchte, dass sich die Zöglinge in der Unter- und Mittelstufe frei entfalten, möglichst ohne Druck der Leistungsgesellschaft. Schweizweit tobt ein Streit darüber, ob man die Schulnoten sogar ganz aus dem Zeugnis verbannen soll.
Das Eigenartige an dieser Debatte ist, dass sie völlig quer zum Zeitgeist liegt: Überall sonst wird bewertet, benotet und beurteilt, dass es kracht. Von der Gondelfahrt über die Metzgete bis zum Zoobesuch – keine Aktivität, die sich im Internet nicht mit Punkten, Smileys, Daumen oder Sternen jurieren liesse. Auf Tripadvisor geben Touristen ihre Meinung sogar zu Gotteshäusern, Brücken oder Plätzen ab. Das Zürcher Grossmünster («alt und schön») erzielt die Note 4,2, der Basler Tinguely-Brunnen («ein wunderbarer Platz») wird von der Masse immerhin mit 4,4 bewertet. Wer das schon lange kennt, sind die Gastronomen, für die solche Rankings existenziell sein können. Diese Woche machte der Koch Rico Zandonella Schlagzeilen, der mit seinem Küsnachter Restaurant Kunststuben den Verlust seines Michelin-Sterns verkraften musste: «Ich bin am Boden zerstört.»
Der Bewertungswahn hat das Dienstleistungswesen längst komplett erfasst – von Arbeitgebern über Einkaufszentren und Wellnesshotels bis zu Rehakliniken. Die Plattformen Google, Facebook, Booking, Kununu & Co. sind die Orakel einer neuen, durchbenotenden Gesellschaft – ich bewerte, also bin ich.
Doch das Ganze hat einen Haken: Dem Missbrauch wird damit Tür und Tor geöffnet. SonntagsBlick berichtet von Zahnärzten, die sich durch Patienten vor die Alternative gestellt sehen: Rabatt oder schlechte Bewertung. Gastwirte und Hoteliers kennen das ebenfalls. Um für den Umgang mit der schönen neuen Punktewelt ein Gespür zu haben, wären Schulnoten vielleicht doch nicht schlecht.
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