Dürnten will Hilfsarbeiter Ernst Suter 250 000 Fr. zurückzahlen
«Mir fällt ein Stein vom Herzen»

Drei Tage ist es her, dass die Bürger von Dürnten ZH an einer denkwürdigen Gemeindeversammlung den Aufstand gegen ihren Gemeinderat probten – und sich durchsetzten
Publiziert: 07.12.2014 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:28 Uhr
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Ernst Suter «Ich bin auf den guten Willen der Gemeinde angewiesen.»
Foto: Siggi Bucher
Von Cyrill Pinto

Sie verlangen, dass die Gemeinde ihrem Bürger Ernst Suter (41) 250000 Franken zurückzahlt. Jahrelang hatten die Behörden von dem Legastheniker horrende Steuern kassiert – weil sie ihn massiv zu hoch eingeschätzt hatten.

SonntagsBlick triftt Ernst Suter am Samstagvormittag. Der Hilfsarbeiter ringt um Fassung. Der Wirbel um seine Person hat ihn sichtlich mitgenommen. Doch jetzt könnte der Albtraum für ihn bald ein Ende haben.

«Diese Solidarität der Dürntner ist überwältigend», sagt er. Er habe nie geglaubt, dass die Mehrheit des Dorfs auf seiner Seite stehe – und nun für eine Wiedergutmachung kämpfe. «Mir fällt ein grosser Stein vom Herzen – ich bin mehr als erleichtert.» Jetzt ist Suter sicher, dass er das Haus, das er geerbt hat, nicht verkaufen muss, um mit dem Erlös seine Steuern zu bezahlen. «Das hätte mir das Herz gebrochen.»

Über eine halbe Million Franken hatte Ernst Suter in den vergangenen Jahren an Steuern gezahlt. Wegen seiner Lese- und Schreibschwäche war er mit der Steuererklärung völlig überfordert.

Als Hilfsarbeiter verdient Suter im Jahr rund 70 000 Franken. Eine Steuererklärung lieferte er nie ab. Die Gemeinde schätzte sein Gehalt auf bis zu 480000 Franken. Beobachter-TV machte den Fall im November publik. Weil sich Suter nicht wehrte und Land verkaufte, um die horrenden Steuern zu zahlen, stand er vor dem Konkurs.

Als der Fall bekannt wurde, gingen im Dorf die Wogen hoch. Ein Unterstützungskomitee für Suter bildete sich. Zu ihm gehört Sarah Brändle (32). Sie befürchtet nun, dass der Gemeinderat den Beschluss der Gemeindeversammlung doch nicht umsetzen will.

Gemeindepräsident Hubert Rüegg (FDP) wolle an der Frühlingsversammlung nochmals über die Steuerrückzahlung abstimmen lassen – und sie so wieder kippen. «Aber das werden wir nicht zulassen», sagt Brändle entschlossen.

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