Ein schreckliches Szenario spielte sich gestern gegen 22.45 Uhr auf dem Vorplatz des «Bobst»-Hofs in Oensingen SO ab: Hysen B. (51) und sein Sohn Perparim B. (26) werden erschossen. «Es war wie im Krieg», sagt Zyrafete B. (49), die Frau von Hysen.
Perparim B. ist bei seinen Eltern zu Hause. Er wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt.
Mord per Handy angekündigt
Die Familie trinkt Kaffee, es ist noch Besuch aus Frankreich da. Dann klingelt das Telefon. Bekim B. ist dran, der Bruder von Perparims Frau, Shqipe (22). «Du weisst, wer ich bin. Du wirst nicht mehr lange leben», sagt er laut Zyrafete.
Bekim B. und sein Vater tauchen auf dem Hof auf. Sie kommen mit dem Auto. Zyrafete erzählt, was dann passierte: «Zuerst haben sie noch normal geredet.» Dann eskalierte der Streit. «Ich lasse meine Tochter nicht hier», habe der Vater geschrien.
Er und sein Sohn versuchen Shqipe ins Auto zu zerren. «Sie wollte das nicht. Sie hat geweint», erzählt Zyrafete.
Sie schossen Hysen mitten ins Herz
Hysen versucht den Streit zu schlichten, schickt seinen Sohn ins Haus. Doch der Schwiegervater und sein Sohn lassen sich nicht besänftigen. Sie schiessen Hysen direkt ins Herz.
Perparim rennt aus dem Haus, will seinem Vater helfen «Hilfe, Hilfe!», schrie er. Die Schützen richten ihre Waffen auch auf Perparim und schiessen ihm in die Seite.
Bei den Tatwaffen handelte es sich um ein Armee-Sturmgewehr 90 und eine Pistole, wie die Kantonspolizei Solothurn heute bekannt gab.
Die beiden Täter schiessen auch auf den Besuch, der angestürmt kommt und helfen will. Sie treffen ihn an Arm und Bein. Danach flüchten sie, fahren davon. Einer von ihnen meldete sich bei der Alarmzentrale der Polizei. So konnten die Polizisten die beiden Tatverdächtigen widerstandslos festnehmen.
Der verletzte Gast der Familie befindet sich in Spitalpflege, ist aber ausser Lebensgefahr.
Die genauen Gründe für das Drama in Oensingen sind noch unklar. Offenbar wollte der Vater nicht, dass seine Tochter auf dem Hof bleibt. Kurz bevor der Familienstreit eskalierte, gesteht Perparim seiner Mutter: «Es gibt Probleme mit meiner Frau.» Das Paar war bereits seit drei Jahren verheiratet.
Illegaler Waffenbesitz
Die Tat wurde, wie gesagt, mit einem Sturmgewehr 90 und einer Pistole verübt. Bei der Pistole handle es sich nicht um eine Armeewaffe, sagte Bruno Gribi, Mediensprecher der Kantonspolizei. Die Pistole sei nach derzeitigem Ermittlungsstand in illegalem Besitz eines der Festgenommenen gewesen.
Das sichergestellte Sturmgewehr gehörte einem mutmasslichen Täter, der seit dem 20. Februar 2012 nicht mehr in der Armee eingeteilt ist, wie der Informationschef Verteidigung, Christoph Brunner, am Abend mitteilte. Der Mann sei auf eigenen Wunsch in den Zivildienst umgeteilt worden.
Trotz einer Mitte April erfolgten Aufforderung zur Rückgabe der militärischen Ausrüstung habe er dieser nicht Folge geleistet, auch nicht nach einer am 24. Mai erfolgten eingeschriebenen Mahnung mit einer letzten Frist zur Rückgabe bis zum 13. Juni. In der kommenden Woche wäre die Verfügung des Chefs Logistikbasis der Armee zur Rücknahme erfolgt.
Dem mutmasslichen Täter sei von der Armee nie Taschenmunition ausgehändigt worden, betonte Brunner.
(SDA/gtq/kab/snx)
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