Im Fall des mutmasslich pädophilen Lehrers aus Olten SO tun sich immer tiefere Abgründe auf. Stefan E.* (48) war – noch während er in Lostorf SO unterrichtete – ein gesuchter Sex-Täter. Er soll 2012 im Kanton Luzern ein Mädchen (10) im Schlaf überrascht, sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen haben und geflüchtet sein. Sicher ist: Der Täter hinterliess seine DNA am Tatort.
Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, bestätigt die BLICK-Recherchen: «Ja, wir haben aus dem Jahr 2012 einen DNA-Hit auf den Beschuldigten. Im Zusammenhang mit einem mutmasslichen sexuellen Übergriff auf ein Kind.»
Der Treffer kam so zustande: Kanadische Ermittler sprengten kürzlich im Rahmen der internationalen Operation «Spade» einen Pädophilenring. Sie finden heraus, dass Stefan E. über Internet Videos gekauft hat. Darauf sind nackte Kinder beim Spielen und Turnen zu sehen. Die Kanadier melden den Verdacht den Schweizer Untersuchungsbehörden. Am 6. November rücken Solothurner Kantonspolizisten aus. Sie beschlagnahmen Computer in der Wohnung von Stefan E. und an der Schule, an der er seit 2006 tätig ist. Die Polizei fotografiert ihn, nimmt seine Fingerabdrücke und einen Abstrich der Wangenschleimhaut. Es wird ein Verfahren wegen Kinderpornografie eröffnet. Aber: Am selben Tag darf E. heim.
Dem Schulleiter beichtet er anschliessend, dass er 2011 Kinder-Videos im Internet gekauft hat. Der Schulleiter wendet sich am 10. November an das zuständige kantonale Departement. Dort wird entschieden: «Graubereich. Abwarten.» E. darf weiter unterrichten. An dieser Praxis will der Kanton auch in Zukunft festhalten.
Derweil schickt die Kantonspolizei Solothurn die Speichelprobe zur Erstellung eines DNA-Profils an ein rechtsmedizinisches Institut. Das Bundesamt für Polizei gleicht das Profil mit der nationalen DNA-Datenbank gesuchter mutmasslicher Straftäter ab. Mit Erfolg: Die DNA ist identisch mit jener der ungeklärten Tat im Kanton Luzern.
Stefan E. ist entlarvt! Er wird am 2. Dezember verhaftet und zwei Tage später fristlos entlassen. In U-Haft soll er ein Teilgeständnis abgelegt haben, Täter und Opfer kennen sich offenbar nicht. Über Ort und Art der Tat gibt es keine Auskunft. Simon Kopp: «Die Ermittler müssen einiges abklären und viele Daten auswerten.»