Ihren Arbeitsweg von 426 Kilometern von Wangen ZH nach Luxemburg nimmt sie gerne in Kauf. «Der heutige globale Arbeitsmarkt fordert flexible Arbeitnehmer», sagt Pilotin Fjola Hliddal (40). «Ich bin dankbar, dass ich überhaupt einen qualifizierten Job habe. Auch wenn es oft eine grosse Herausforderung ist.»
Doch wie kommt es, dass eine Frau und Mutter diesen langen Arbeitsweg seit über zehn Jahren auf sich nimmt? «Es ist die Leidenschaft für die Fliegerei. Klar hätte ich gerne einen Job in der Nähe. Nur ist das in meiner Branche oft Wunschdenken», sagt die Frachtpilotin.
Diskussionen mit der Familie
Sie habe mit dem Vater ihrer beiden Söhne diesbezüglich einige Diskussionen geführt. «Doch mein Ex-Partner wollte nicht mit nach Luxemburg ziehen. Heute möchte ich, dass die Kinder in der Nähe ihres Vaters leben und auch hier zur Schule gehen», sagt Hliddal rückblickend.
Und so pendelt die Schweizerin mit isländischen Wurzeln durchschnittlich zweimal pro Monat mit dem Auto nach Luxemburg. Nach spätestens acht Tagen kehrt sie jeweils zurück. Meistens fährt sie nachts zwischen zwei und vier Uhr früh los. Die Reise von knapp viereinhalb Stunden macht ihr dabei nichts aus. «Ich mache es mir möglichst gemütlich, höre Hörbücher und Musik und lerne Sprachen.»
Nicht nur der Arbeitsweg ist extrem, auch der Job als Frachtpilotin
Doch bei Hliddal ist nicht nur der Arbeitsweg extrem, sondern auch ihr Job. So gehören für die Frachtpilotin riesige Distanzen zum Berufsalltag. Eine Flugstrecke mit dem Jumbo von Luxemburg über Wien, Turkmenistan und Bangkok nach Hongkong und zurück gilt als kurzer Einsatz. «Die Welt ist für mich zu einem Dorf geworden. Ich umfliege sie so, wie andere einen Wollknäuel umwickeln», sagt sie locker.
Ihre Kinder haben sich an die langen Absenzzeiten der Mutter gewöhnt. «Dafür bin ich nach den Flügen auch wieder länger zu Hause und zu hundert Prozent für sie da.» Trotzdem gibt es immer wieder schwierige Situationen. «Wenn mein Jüngster sein erstes Tennisturnier gewinnt und ich nicht dabei sein kann, ist das für uns beide sehr hart», gesteht sie. Am Ende ist sie ganz offen: «Manchmal sehne ich mich schon nach einem anderen Beruf, nach einer geregelten Arbeit. Je länger es dauert und je älter ich werde, umso grösser wird dieser Wunsch.»