Diese Familie steht hin
Warum wir uns nicht impfen lassen

Simona Brot, Rolf Nutt und ihre drei Kinder gehören zu der den geschätzten fünf Prozent Schweizern, die sich bewusst nicht impfen lassen.
Publiziert: 01.03.2015 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:32 Uhr
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Diese Familie steht hin. Warum wir uns nicht impfen lassen.
Foto: Arno Balzarini
Von Attila Albert

Dass sie für ihre Haltung kritisiert werden, daran haben Sie sich gewöhnt. Sie sind trotzdem überzeugt, das Richtige zu tun. Simona Brot (42) und Rolf Nutt (45) aus Summaprada GR verzichten seit 15 Jahren auf alle Impfungen – für sich und ihre inzwischen drei Kinder.

Sie gehören zu der kleinen, überzeugten Gruppe von Schweizern – das Bundesamt für Gesundheit schätzt sie auf fünf Prozent, die sich bewusst nicht impfen lässt.

«Wir haben uns wirklich intensiv damit beschäftigt», sagt Simona Brot. Sie ist gelernte Kinderkrankenschwester und arbeitet als Pflegefachfrau. Rolf Nutt ist Technischer Leiter eines Altersheims.

«Uns ist es wichtig, auch die andere Seite des Impfens zu betrachten, etwa die Risiken der Inhaltsstoffe», sagt sie. «Die Sicht der Ärzte gibt es schliesslich immer und überall zu hören.» Dafür haben sie sogar einen lokalen Gesprächskreis mit anderen Eltern gegründet.

Alles begann, als Sohn Matteo (heute 16) mit sechs Monaten die Kombi-Impfung gegen Diphterie, Tetanus (Wundstarrkrampf) und Pertussis (Keuchhusten) erhielt.

«Kurz darauf hat er eine Mittelohrentzündung bekommen, zwei Wochen später nochmals eine», sagt die Mutter. «Eine Kollegin wies mich auf den Zusammenhang hin.»

Die Eltern begannen, Bücher und Fachartikel zu lesen, aber auch die Berichte anderer Eltern im Internet. «Von da an war uns klar, dass wir sofort damit aufhören.» Die jüngeren Kinder Gianna (heute 13) und Livio (11) blieben ungeimpft. Ein Homöopath, der ihre Haltung versteht, betreut sie seitdem.

Heilpraktiker Daniel Trappitsch (49) leitet das «Netzwerk Impfentscheid», einen 2011 gegründeten Verein der Impfgegner: «Aus unserer Erfahrung sind ungeimpfte Kinder weniger oft krank.» Er kennt die Motive der Eltern: Sorge vor Nebenwirkungen, Vertrauen auf das Immunsystem, der Verdacht, dass es Ärzten und Pharmafirmen nur ums Geld gehe.

Die Nachrichten verfolgen Simona und Rolf skeptisch: «Vieles wird aufgebauscht. So hatte das Baby, das in Berlin angeblich an den Masern starb, auch einen Herzfehler.»

Früher musste sich die Familie oft rechtfertigen: «Seit sich jeder durch das Internet selbst informieren kann, wächst die Zustimmung.»

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