Die traurigen Abschiedsbriefe von Psychiater-Opfer Ronny Meuwly († 32)
«Ich wurde zu seiner Marionette»

Ronny Meuwly († 32) aus Bern vertraute seinem Psychiater blind. Doch anstatt seine Depressionen zu therapieren, trieb ihn Frank K.* (55) mit seinen Geschäftsideen dazu, Schulden zu machen.
Publiziert: 19.11.2014 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:13 Uhr
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Frank K. (55, rechts) nahm seinen Patienten Ronny Meuwly mit in die Ferien in den Senegal.
Foto: BLICK
Von Lea Gnos

In der Therapie versprach er seinen Patienten hohe Renditen mit Ananas-Plantagen oder im Edelsteinhandel in Afrika. 15 Patienten, die K. Geld gegeben hatten, meldeten sich bei der Staatsanwaltschaft. Der deutsche Psychiater sitzt jetzt in U-Haft (BLICK berichtete).

Für Ronny Meuwly kam jede Hilfe zu spät. Am 18. Oktober nahm er sich das Leben. Zuvor schrieb er noch Abschiedsbriefe an einen Freund und seinen Chef, Schreiben voller Verzweiflung.

«Wie du mitbekommen hast, ging es mir die letzten Tage miserabel. Grund dafür war meine Einvernahme bei der Kripo Fribourg. Leider war es nicht bloss eine Zeugenaussage. Mein guter Freund Herr Dr. K. zog mich in grosse Schwierigkeiten (Tatbestand: Betrug)», schreibt er seinem Chef André. «Ich habe ihm blind vertraut und wurde zu seiner Marionette.»

Er wolle nicht alles niederschreiben, teilt er Freund Mario mit, «nur dass ich ihm vertraut habe und er es ausgenutzt hat». Der Brief zeigt, wie geschickt K. vorging: «Wir hatten viele Projekte, und es ist Geld geflossen. (...) Frank hat uns alle hintergangen. Bei einem Investor machte ich mich indirekt auch schuldig, da es offi-ziell über mein Konto floss.»

Jahrelang ging der Sozialarbeiter zum Psychiater, fuhr gar mit ihm in die Ferien. Als er merkt, dass seine Vertrauensperson ihn betrogen hat, bricht für ihn eine Welt zusammen. «Zwei Nächte konnte ich nicht schla-

fen, kaum essen», schreibt Ronny seinem Chef. «Ich möchte für euch keine Belastung werden.» Pflichtbewusst listet er unerledigte Arbeiten auf: «Eine Frau hat noch Geschenkpyramiden bei uns bestellt. Ich habe ihr noch keine Antwort gegeben.»

Am Schluss schreibt er: «Denkt an schöne Momente, die wir hatten. Ich hatte euch und die Mitarbeitenden sehr, sehr lieb!» Erst zehn Tage nach Ronnys Suizid kam der Brief beim Chef an. Er war in einem Förderband der Post festgeklemmt.

* Name der Redaktion bekannt

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