Die Solothurner Studentin starb wegen der Ölheizung
Wie Marias Tod ihre Familie zerstörte

Der Tod seiner Tochter ein Unfall? Dejan V. kann es nicht glauben und verschwindet spurlos.
Publiziert: 09.04.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:59 Uhr
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Marina (42) und Dejan V. (47) haben auch über zwei Jahre nach dem Tod der Tochter schwer zu kämpfen.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Ein Brief von der Staatsanwaltschaft Solothurn bringt das wacklige Kartenhaus der Familie zum Einsturz. Ende März kommt die Post an. Den Eltern von Maria V.* († 22) wird mitgeteilt, dass niemand am Tod ihrer Tochter schuld ist. Es war ein tragischer Unfall.

Die Solothurner Studentin starb am 13. Dezember 2010. Sie schlief zum ersten Mal im noch nicht fertig renovierten Elternhaus. Die Ölheizung funktionierte nicht richtig, Kohlenmonoxid trat aus. Maria V. wurde im Schlaf vergiftet (BLICK berichtete).

«Im Rahmen der Strafuntersuchung konnte niemandem ein strafbares Verhalten nachgewiesen werden», so Sabine Husi, stellvertretende Oberstaatsanwältin des Kantons Solothurn. Die Familie von Maria hatte letztes Jahr Strafanzeige eingereicht. Sie wollte wissen, wer für den Tod ihrer Tochter verantwortlich ist.

Am schwersten trifft die Nachricht den Vater. Dejan V. (47) verschwindet nach dem Brief der Staatsanwaltschaft spurlos. «Seit dem Tod unserer Tochter ist mein Mann nicht mehr der, der er einmal war», sagt Marina V. (42).

Ihr Ehemann leidet an Depressionen, muss Medikamente nehmen. «Als er nicht nach Hause kam, habe ich ihn bei der Polizei als vermisst gemeldet», sagt Marina V. Sie fürchtet, ihr Mann würde sich etwas antun.

Die Beamten geben sofort eine dringende Suchmeldung für Dejan V. heraus, veröffentlichen ein Foto von ihm. 18½ Stunden bangt Marina V. «Dann kam er zum Glück am Abend wieder von alleine zurück», sagt sie.

Dejan V. liess sich in eine psychia­trische Klinik einweisen

Jeden Tag denkt Dejan V. an seine Maria. «Er geht zwar normal zur Arbeit in die Ziegelei. Doch Maria ist allgegenwärtig», sagt seine Frau. Im Todeshaus, wo die Familie noch immer wohnt. In seinem Auto, wo lange ein Bild von seiner Tochter lag. Er will sie auch unterwegs immer bei sich haben.

Auch das Grab von Maria pflegt er sorgfältig, schmückt es regelmässig, bringt neue Blumen und Kerzen zum Friedhof.

Maria hätte 2012 ihren Abschluss in Betriebsökonomie gemacht. Symbolisch hat ihr Vater ein «Bachelor of Science»-Diplom drucken lassen und es in dem Monat, in dem Maria hätte ausgezeichnet werden sollen, an ihr Grab gestellt.  «Mein Mann kann einfach nicht loslassen», sagt Marina V. «Er findet keine Antwort, warum gerade seine Tochter so tragisch sterben musste.»

Monatelang hat Dejan V. seine Gefühle unterdrückt, hat sich zurückgezogen. Jetzt fällt es ihm schwer, am Leben noch teilzunehmen. «Obwohl wir noch einen achtjährigen Sohn haben, kann er den Tod seiner einzigen Tochter nicht richtig akzeptieren», sagt Marina V.

Nach seiner Rückkehr hat sich Dejan V. in eine psychia­trische Klinik einweisen lassen. «Dort bekommt er jetzt professionelle Hilfe», sagt Marina V. «Darüber bin ich sehr froh. Ich möchte nicht noch jemanden verlieren.»

Gegen den Entscheid der Staatsanwaltschaft kann die Familie Beschwerde einreichen. Ob sie das tun wird, ist noch unklar.

Marina V. muss jetzt vorerst alleine über den Verlust der Tochter hinwegkommen. «Ich kann inzwischen besser damit umgehen», sagt sie. «Es ist Gott, der mir jeden Tag Kraft gibt, den Tod meiner Tochter zu akzeptieren.»

* Name bekannt

Maria im Schlaf vergiftet

Um ungestört zu lernen, übernachtet Maria V. mit ihrem Freund in einem Haus, in das bald ihre ganze Familie ziehen will. Doch die defekte Ölheizung produziert gefährliches Kohlenmonoxid. Das Paar wird schwer vergiftet. Erst nach zwei Nächten erwacht Marias Freund. Er entdeckt den leblosen Körper neben sich, ruft die Ambulanz. Doch für die 22-Jährige kommt jede Hilfe zu spät.

Um ungestört zu lernen, übernachtet Maria V. mit ihrem Freund in einem Haus, in das bald ihre ganze Familie ziehen will. Doch die defekte Ölheizung produziert gefährliches Kohlenmonoxid. Das Paar wird schwer vergiftet. Erst nach zwei Nächten erwacht Marias Freund. Er entdeckt den leblosen Körper neben sich, ruft die Ambulanz. Doch für die 22-Jährige kommt jede Hilfe zu spät.

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