Die letzten Worte des Opfers
«Lungenschuss! Ich sterbe, ich sterbe...»

Markus Z. (52) stirbt im Wohnzimmer, als seine Frau die Sanität holt. Erschossen von der eigenen Tochter. Hat Fabienne (22) die Bluttat seit Monaten geplant?
Publiziert: 03.10.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:36 Uhr
Von Annina Veit, Gabriela Battaglia, Anna Vonhoff und Adrian Schulthess

Fabienne, schlank, zierlich, hübsch. Sie arbeitet als Buchdruckerin, spielt gern am Computer, träumt von einer Model-Karriere. «Ich lache gern, mich mag jeder», schreibt die junge Frau über sich selbst.

Ihr Vater Markus Z.*, bei allen beliebt, glücklich verheiratet mit Tecla Z.* (51), verkauft am Dorffest Würste. Betreibt ein Fitness-Center, ist mehrfacher Schweizer Meister im «Powerlifting».

Nichts deutet darauf hin, dass sich in der Dreizimmerwohnung der Familie Z. in Oberrieden ZH ein Drama anbahnt.

Und doch sucht Fabienne schon seit Monaten im Internet nach einer Schusswaffe.

Sie verirrt sich ausgerechnet in ein Drogen-Forum. Ein Stalker verfolge sie, schreibt sie Anfang April. Sie will wissen, wo sie eine Schusswaffe her bekommt. Über die offiziellen Kanäle sei nichts zu machen.

Plant Hobby-Model Fabienne da schon die Bluttat?

Schliesslich muss die junge Frau an eine Faustfeuerwaffe gekommen sein: Am Donnerstagabend, kurz nach 22 Uhr, drückt sie mehrmals ab. Die Schüsse treffen ihren Vater in den Oberkörper.

Familie Z. wohnt im dritten Stock eines Wohnblocks. Markus und Tecla arbeiten auch als Hausabwarte. Fabienne wohnt noch bei ihren Eltern: Oft kommt sie auch zum Mittagessen heim.

«Die Familie schien harmonisch. Ich hätte nie gedacht, dass bei denen etwas nicht stimmt», sagt Nachbar Bruno L.* (72).

Am Donnerstagabend ist er in seiner Wohnung. «Es knallte laut. Zweimal. Ich dachte nicht an Schüsse.» Eine Viertelstunde später klingelt es an der Tür. Es ist Frau Z. «Können sie schnell zu meinem Mann kommen?», fragt sie. Bruno L. geht mit ihr in die Wohnung der Abwartsfamilie. Dort erwartet ihn ein Blutbad.

«Das Sofa, die Wände, einfach alles war voller Blut. Markus kniete vor dem Sofa. Am Rücken, am Leibchen, hatte er einen grossen roten Fleck», sagt Bruno L. «Im Nebenzimmer war alles voller Scherben einer Neonröhre.»

Der Nachbar will Markus Z. helfen. «Blut schoss aus seiner Nase und dem Mund. Er röchelte. ‹Lungenschuss! Ich sterbe. Ich sterbe.›» Tecla Z. ruft die Ambulanz. Dann schaut sie ihrem Mann ins Gesicht. «Sie sagte nur: ‹Jesses, wie schaust du denn aus!›»

Bruno L. wartet mit ihr draussen auf die Sanitäter. Doch als die Retter eintreffen, ist Markus Z. schon tot.

Tochter Fabienne flüchtet nach der Tat ins benachbarte Thalwil. Kurz nach 23 Uhr, eine Stunde nach den Schüssen, ruft sie die Polizei an. Sie lässt sich verhaften.

Warum hat sie geschossen? Freunde sind ratlos. «Ihre Hobbys waren sehr speziell», sagt ein Ex-Schulkollege: Sie ist von japanischen Comics besessen, spielt Rollenspiele am Computer. Kollegen erzählt sie auch von einem Freund namens Richard in Deutschland, den sie regelmässig besuche.

Fabienne tummelt sich in unzähligen Internet-Foren – mit Spitznamen wie «LadyDoomHawk» (Falke des Verderbens). «Ich bin eine sehr interessante und aussergewöhnliche Person», schreibt sie.

In einem anderen Forum gesteht sie aber: «Nach aussen wirke ich auf alle Leute extrem fröhlich und lustig. Wenn die wüssten, wies innen aussieht ...»

Bevor sie abdrückte, soll es laut der Kantonspolizei Zürich in der Wohnung zu einer «verbalen und tätlichen Auseinandersetzung» gekommen sein.

Mutter Tecla Z. will gegenüber BLICK nichts zum Drama sagen. Nur dies: «Ich habe an diesem Abend gleich zwei Menschen verloren.»

* Namen der Redaktion bekannt

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