Er trat als Mafiajäger auf. Als Finanzspezialist oder als Professor der HSG.
Hochstapler Reiner H.* (56) versprach mehreren Thurgauerinnen die grosse Liebe – und brachte sie um ihr ganzes Vermögen. Am Mittwoch klickten in Rorschach SG die Handschellen.
«Wir werden unser Geld wohl trotzdem nie wiedersehen», sagt seine einstige Verlobte Monique M.* (48). Die Barbesitzerin lernte den Liebesschuft im Frühjahr 2012 kennen.
Er war Stammgast – und trug meistens Anzug. «Oft war er gestresst», sagt die Frau.
«Er erzählte, er sei bei der Credit Suisse für die grossen Kunden zuständig. Für einen Stundenlohn von 700 Franken Minimum.»
Dennoch: «Er war hinter mir her, weil er wusste, dass ich nicht arm war. Er hatte meine Bankauszüge gesehen, als ich ihn einmal um Rat bat.»
An ihrem Geburtstag, dem 2. August, kamen sie zusammen. Kurz darauf hielt er um ihre Hand an. Sie war fasziniert von seiner Energie.
«Er könnte sogar einen Kreis viereckig reden»
«Er kann so gut erzählen. Er könnte sogar einen Kreis viereckig reden», sagt die gebürtige Holländerin. Sie gibt Reiner H. eine Vollmacht über ein Bankkonto. Er verspricht, ihr Geld gewinnbringend anzulegen.
Auch Ursula Streiff (72) aus Kesswil TG macht er einen Heiratsantrag. Aber sie betont: «Es war eine rein platonische Beziehung. Es war einfach schön, jemanden zu haben, mit dem ich reden konnte. Nachdem mein Mann mich verlassen hatte, war ich oft einsam. Reiner kam abends zu mir, ass den Kühlschrank leer und erzählte tolle Geschichten.»
160 000 Franken hob er von ihrem Konto ab und zahlte es, so behauptete er, in einen Finanzpool ein. «Später gab ich ihm auch noch 50 000 Franken in bar», sagt die pensionierte Unternehmerin. «Auch dieses Geld ist nun futsch.»
Reiner H. tischt den Frauen eine Lüge nach der anderen auf. Monique M. erzählt er, dass er aus reichem Haus stamme. Und Sebastian Vettel seit seiner Jugend kenne.
Mit den Promis angeblich auf Du und Du
Der Formel-1-Weltmeister ist nicht der einzige Prominente im angeblichen Bekanntenkreis von Reiner H. «Jeden Montagmorgen gab er vor, mit Martin Blessing zu telefonieren, dem Chef der Commerzbank», sagt Monique M.
«Er gab ihm Anlagetipps und behauptete, ohne ihn würde Blessing seinen Job verlieren.» Irgendwann stellt sie fest, dass er sich mit einem zweiten Handy selbst anruft. Als sie ihn damit konfrontiert, sagt er nur: «Du brauchst das doch!»
Auf alles hat der Liebesschuft eine Antwort. Als Monique M. ihn fragt, warum man ihn nicht googeln könne, behauptet er, dass er einen Diplomatenpass besitze und verdeckt arbeiten müsse, um Gelder der Mafia sicherzustellen.»
Notfalls zeigt er gefälschte Dokumente. Etwa einen auf seinen Namen lautenden Bankbeleg der Credit Suisse mit einem Saldo von mehr als einer Million Franken. «Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass der Auszug gefälscht ist.
Sogar den Namen Credit Suisse hat er zweimal falsch geschrieben», berichtet Monique M.
Doktortitel von der HSG?
Er erzählt ihr, die HSG St. Gallen überreiche ihm den Doktortitel. «Er gab mir eine Robe mit Doktorhut, die ich für den Anlass bügeln sollte», sagt Monique M. «Die Robe hatte noch eine Preisetiquette dran. Der Doktorhut stammte wohl aus dem Fasnachtsladen.»
Monique M. wird immer misstrauischer. Sie findet heraus, dass weder an der HSG St. Gallen noch bei der Credit Suisse jemand Reiner H. kennt. Also durchsucht sie seine Rollkommode. «Als ich sah, dass
er meine 250 000 Franken, mein ganzes Geld, auf sein eigenes Konto überwiesen hatte, wurde ich fast ohnmächtig.» Sie findet Dokumente von drei weiteren Frauen und weiss schlagartig: «Ich habe es mit einem Kriminellen zu tun.»