Dass die Schweizer trinken und rauchen, das überrascht wenig: Für 93.1 Prozent der Schweizer Teilnehmer an der heute veröffentlichten «Global Drug Survey 2014» ist Alkohol die Droge Nummer 1. Dahinter folgt auf der Beliebtheitsskala Tabak bei 63.8 Prozent.
Interessant wird es auf den Rängen dahinter. Die Schweizer scheinen sich lieber aufzuputschen, als mit Hilfe von Drogen runterzukommen. Auf Platz 3 folgen mit 52.3 Prozent nämlich schon koffeinhaltige Energydrinks. «Red Bull» und Co. sind damit in der Schweiz mittlerweile deutlich beliebter als Cannabis (41).
Bemerkenswert: Weltweit ist es der Drogen-Studie zufolge genau umgekehrt. Von allen 80'000 internationalen Umfrageteilnehmern gaben bloss 45.9 Prozent an, Energydrinks zu konsumieren. 48.2 Prozent greifen dagegen zum Joint und lassen sich nicht davon abschrecken, dass Cannabis an den meisten Orten illegal ist.
Die Holländer kiffen weniger, als sie «Red Bull» trinken
Dabei scheint es kein geografisches oder ökonomisches Muster zu geben: Cannabis ist von Australien und den USA über Brasilien bis Mexiko beliebter als der handelsübliche Energydrink – aber auch in Europa, etwa in Frankreich, Dänemark, Spanien oder Grossbritannien populärer.
Pikant: In den Niederlanden, wo Cannabis ohne grosse Probleme legal erhältlich ist, zeigt sich ein anderes Bild. Hier geben nur 46 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten Gras konsumiert zu haben – aber 61.8 Prozent stehen zu ihrem Energydrink-Konsum. Ähnlich ist es auch in Belgien, Deutschland, Ungarn und Neuseeland.
Brav scheinen die rund 5000 befragten Schweizer auch bei anderen illegalen Drogen zu sein. Nur 15.5 Prozent (weltweit: 23.4) geben an, im vergangenen Jahr den Ecstasy-Wirkstoff MDMA konsumiert zu haben, gar nur 12.1 Prozent (weltweit: 16.4) haben Kokain konsumiert. Sie folgen damit dem internationalen Trend: Für die Mehrheit der Drogenkonsumenten gilt MDMA als die Droge mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, so die Autoren der Studie um den Suchtexperten Adam Winstock.
Schmerzmittel: In den USA beliebt, hier eine Randerscheinung
Bei der Befragung ist zu beachten, dass sie sich gezielt an junge Partygänger richtet, die legalen wie illegalen Drogen durchaus zugetan ist. So ist der grosse Teil der Teilnehmer zwischen 20 und 40 Jahre alt und «gut gebildet».
Tendenziell sind die Umfrageteilnehmer eher partyfreudiger als der Durchschnittsbürger: Die Hälfte von ihnen gibt an, mindestens vier Mal im Jahr richtig clubben zu gehen – die Umfrage könne daher nicht repräsentativ für die gesamte Gesellschaft verstanden werden, so die Autoren.
Ein Muster zeigt sich so oder so aber auch in einem anderen Bereich. Auch beim Schmerzmittel-Missbrauch liegen die Schweizer am Ende der Rangliste: Während die Amerikaner hier mit rund 22 Prozent vorne liegen, sind es bei uns nur 2.7 Prozent.
Kontakt zum «Dealer des Vertrauens»
Damit nicht genug: Konservativ sind die Schweizer auch beim Erwerb der Drogen. Sie setzen immer noch auf den persönlichen Kontakt zum Dealer ihres Vertrauens, nur 5.3 Prozent haben ihre Drogen übers Internet gekauft. International sind es immerhin schon 11 Prozent im Durchschnitt. Ganz vorne dabei sind hier die Briten mit 22.1 Prozent, gefolgt von den Dänen (19.8).
Voll im Durchschnitt sind wir dagegen bei den E-Zigaretten: Zwölf Prozent der Schweizer Teilnehmer haben schon an der E-Zigi gezogen. (eg)