Wie die Sintflut bricht das Unwetter am Mittwoch gegen 16 Uhr über den Hof der Grafs in Schangnau im Emmental BE herein. «Zuerst wurde es stockfinster, dann begann es heftig zu regnen und zu hageln», sagt Bauer Alfred Graf (51).
Die Bäche im Gebiet Bumbach, wo der Hof steht, treten über die Ufer. Die Wassermassen rauschen über den Hof. Alles, was ihnen in den Weg kommt, reissen sie mit einer unglaublichen Gewalt mit sich fort. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei.
Unwetter hat fast ganze Existenz zerstört
«So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war die Hölle», sagt Alfred Graf, der 1992 den Hof von seinem Vater übernahm. «Das Unwetter hat fast unsere ganze Existenz zerstört – innert einer Stunde.»
Alle Maschinen auf dem Hof sind kaputt. «Das Dosiergerät, das das Heu auf einem Förderband transportiert, wurde von den Wassermassen aus dem Stall geschwemmt. Auch der Hochdruckreiniger ist futsch, der Siloturm und die Autos kaputt», zählt Alfred Graf auf.
Die Bauernfamilie muss 16 Kühe und 10 Geissen evakuieren. Zwei Geissenjunge wurden von dem Wasser in den Wald geschwemmt.
«Wir dachten, dass sie das Unwetter nicht überlebt hätten. Doch eine Schulklasse aus Olten, die in der Nähe im Lager ist, hat uns beim Aufräumen geholfen. Dabei hat sie eine junge Geiss lebend aus dem Geröll gerettet», freut sich der Bauer. «Das zweite Junge wird aber noch immer vermisst.»
Auch Wohnhaus verwüstet
Mit gemeinsamen Kräften schaffen es Alfred, seine Frau Annemarie (52) und Sohn Matthias (22), das Gröbste aufzuräumen. Am späten Abend ist der Stall so weit gesäubert, dass sich die Tiere wieder darin aufhalten können.
Wie hoch der Schaden ist, wissen die Grafs noch nicht. Auch das Wohnhaus ist verwüstet.
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat gestern vor weiteren Unwettern gewarnt. «Wir hoffen aber, dass das Schlimmste überstanden ist», meint Alfred Graf zuversichtlich.