Die erschütternde Einvernahme von Stephan L. (20)
Ich wurde gedemütigt, erniedrigt und wie ein Hund behandelt

Mit einem Kopfschuss tötete Stephan L. (20) im März 2015 seinen Vater (†67).
Publiziert: 30.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:45 Uhr
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Viktor Dammann

In der Schlusseinvernahme gestand Stephan L.* (20), im März 2015 in Pfäffikon ZH seinen Vater († 67) getötet zu haben. BLICK zitiert die wichtigsten Passagen.

Staatsanwalt Markus Oertle: Sie empfanden, dass Ihr Vater wenig Interesse an Ihnen hatte und es häufig Streit gab. Sie waren der Auffassung, Ihr Vater sei für die Alkoholprobleme Ihrer Mutter und deren Tod verantwortlich.

Stephan L.: Ja.

Staatsanwalt: Am Tattag meldeten Sie sich um 7.30 Uhr wegen eines Unwohlseins per SMS von der Arbeit ab und informierten das Opfer mit einer Notiz. Um 9 Uhr rüttelte Sie der Geschädigte wach und schlug Sie (...) ins Gesicht, beschimpfte Sie und schickte Sie zum Arzt. (Notiz: Dieser kam zum Schluss, dass die Magenprobleme psychosomatisch seien. Er wies Stephan an, seine Prüfungsangst mit dem Vater zu besprechen).

Darauf lachte Sie der Geschädigte aus, nannte Sie ein Weichei und erklärte, Sie gingen ganz nach Ihrer Mutter. Sie weinten und waren infolge der Reaktion des Opfers ängstlich, enttäuscht, wütend. Sie entschlossen sich, Ihren Vater zu erschiessen. (Notiz: Stephan L. holt die Pistole des Vaters.) Darauf luden Sie die Pistole und wickelten eine Decke um den Arm mit der Pistole, um damit die Waffe zu verbergen?

Stephan L.: Ja, leider.

Staatsanwalt: In der Folge gingen Sie ins Wohnzimmer, wo der Geschädigte auf seinem Fernsehsessel lag, traten hinter ihn, wobei Sie vorgaben, Sie würden etwas suchen. Dann hoben Sie die Waffe und schossen ihm in den Hinterkopf?

Stephan L.: Ja, leider.

Staatsanwalt: Danach verliessen Sie die Wohnung in der Absicht, sich zu erschiessen. Um 20.30 Uhr gingen Sie zum Polizeiposten Pfäffikon, um sich zu stellen. (Notiz: Posten war unbesetzt.) Dann telefonierten Sie mit der Kapo und teilten mit, dass Sie Ihren Vater getötet haben.

Stephan L.: Ja.

Staatsanwalt: Sie haben (...)heimtückisch gehandelt. So haben Sie sich nach einem Streit, wie er (...) zwischen einem Vater und seinem heranwachsenden Sohn vorkommt (...) entschlossen, Ihren Vater zu töten und dieses (...) im Sinne einer eigentlichen Hinrichtung umgesetzt?

Stephan L.: Ich weiss nicht, was mich an diesem Tag geritten hat. Aber absolut nichts auf dieser Welt kann eine derartige Tat rechtfertigen. Ich werde mit diesem Gewissen leben müssen.

Staatsanwalt: Sie haben (...) dem Opfer keine Chance gelassen.

Stephan L.: Ich musste jahrelang alles mitmachen, wurde gedemütigt, beleidigt, erniedrigt, behandelt, als ob ich ein Hund wäre (...). In jenem Moment war ich nahe am Wahnsinn.

Staatsanwalt: (...) wobei Ihnen (...) andere Möglichkeiten zur Lösung der Probleme offen gestanden wären.

Stephan L.: So wie ich meinen Vater kannte, wäre er nicht (...) darauf eingegangen und hätte mich, wie sonst auch immer, abgeschoben.

Staatsanwalt: Sie haben sich des Mordes schuldig gemacht.

Stephan L.: (...) das habe ich meinem Vater nie antun wollen. Trotz allem, wie er mich und meine Mutter behandelt hat, vermisse ich ihn sogar.

* Name der Redaktion bekannt

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