Sie beschuldigen sich gegenseitig: Petr R.* (22) und Tomas K.* (24). «Ich dachte, wir fahren in die Schweiz in die Ferien», sagt der eine. «Ich wollte aufhören, der andere aber nicht», so dessen Komplize. Die zwei Tschechen entführten am 29. März Anwalt André Schlatter (53) von St. Gallen nach Deutschland. In Oberfranken, vor der tschechischen Grenze, raubten sie den CVP-Stadtrat von Amriswil TG aus, liessen ihn stehen. Zwei Tage später schnappte sie die Polizei (BLICK berichtete).
Gestern trafen sich die Gangster in Hof (D) vor Gericht. Ihnen drohen lange Gefängnisstrafen. Im letzten März fuhren die beiden in die Schweiz. Der Plan: eine Bank oder ein Restaurant zu überfallen. «Ich wollte mich nicht beteiligen», sagt R. laut «Frankenpost». «Ich wollte in der Nähe warten.» Mit der Beute hätte er die Schulden seiner Mutter bezahlt. Dann die Planänderung: In einer St. Galler Tiefgarage entführten sie Schlatter, drohten ihm mit einer Gaspistole. Sie wollten den BMW. Später hoben sie mit Schlatters Bankkarte Geld ab. Die Entführung sei unrecht gewesen, sagen beide, der andere habe die Idee gehabt. «Ich habe dem Opfer sogar Geld heimlich in die Tasche zurückgesteckt», sagt R.
Laut Staatsanwalt war Schlatter ein Zufallsopfer. Dieser wird am 13. November aussagen. «Neun Stunden war eine Pistole auf mich gerichtet. So nimmt man alles sehr bewusst wahr», sagt der Anwalt zu BLICK. Er habe sogar Schnaps bekommen. «Das Gericht wird feststellen, dass ich ein Zufallsopfer war. Behauptungen, es habe mit meiner Tätigkeit als Bauunternehmer zu tun, sind falsch und rufschädigend.» * Namen der Redaktion bekannt