Tiefe Trauer liegt in seiner Stimme. Kurt W.*, Bauunternehmer aus Menziken AG, kehrt gerade zurück aus dem Spital Aarau. Dort liegt sein Sohn Philippe im Aufbahrungsraum, tot nach seinem schrecklichen Mini-Töff-Unfall (im BLICK).
«Philippe war so ein lieber, offener Mensch.» Langsam, als müsse er jedes Wort durch eine Wand des Schmerzes zwingen, spricht Kurt W. über seinen tödlich verunglückten Sohn: «Wir waren bei ihm. Es tat gut, ihn zu spüren, bei ihm zu sein.»
Das kurze Leben von Philippe endet am letzten Donnerstag abrupt. Auf einer Spritz-Tour mit seinem Mini-Töff gibt er Gas über einen Feldweg, übersieht eine quergespannte Eisenkette, rast in sie hinein. Philippe wird am Hals vom Sattel gerissen. Und stirbt wenig später im Spital an den Verletzungen an Hals und Kopf.
Am Tag des Unfalls sind die Eltern im Tessin. Auch Philippe ist erst kurz zurück aus den Ferien. Am Sonntag zuvor hat Vater Kurt ihn und seine Kollegen vom Tessin heimgefahren. «Bis am Dienstag blieb ich bei ihm, dann fuhr ich zurück ins Tessin, um aufzuräumen.»
Philippe wohnt dann bei seinem ältesten Bruder Ralf (19). «Er war nicht allein», betont der Vater. Täglich hätten sie telefoniert, auch am Donnerstag: «Wir hatten abgemacht, er solle in die Badi gehen.»
Dorthin will Philippe, als er seinen roten Mini-Töff hervorholt – und damit in den Tod fährt. Als die Eltern davon erfahren, lassen sie im Tessin alles stehen und liegen. Organisieren sich einen Heli. Und fliegen von Locarno direkt ins Spital Aarau. «Wir kamen an, und da war Philippes Körper noch warm», erzählt Kurt W. mit stockender Stimme.
Wer ist schuld am tragischen Tod des Jungen? Klar ist, Philippe hätte mit dem Mini-Töff nicht fahren dürfen: Er war zu jung. Und der Töff war für den Verkehr nicht zugelassen.
Doch der Vater erhebt schwere Vorwürfe gegen die Behörden, die das Fahrverbot auf dem Feldweg mit einer schweren Eisenkette durchsetzen, anstatt sich mit einem Verbotsschild zu begnügen. «Es ist grausam, ein Verbot so durchzusetzen», sagt Kurt W.
Der zuständige Gemeinderat Ueli Rindlisbacher (59) sieht das anders: «Absperrungen sind Absperrungen. Die sind signalisiert. Jeder weiss, dass sie dort sind.»
Doch dann stellt sich tatsächlich die Frage: War die Kette noch nötig?
Philippes Vater gibt sich jedenfalls nicht zufrieden. Eine Obduktion wurde bereits durchgeführt. Kurt W. kündigt jetzt an: «Ich nehme mit dem zuständigen Richter Kontakt auf.» Nicht weil er Streit suche, sondern «damit durch Philippes Tod vielleicht ein anderes Leben gerettet werden kann».
Der Leichnam von Philippe wird in Menziken bis zum Begräbnis am Freitag in der Kapelle aufgebahrt. Damit alle seine vielen Freunde von ihm Abschied nehmen können.
*Name der Redaktion bekannt.
Was sagen Sie zum Vorwurf des Vaters: Fahrverbot mit einer Eisenkette durchsetzen – ist das zu gefährlich?