«Es ist alles so schrecklich», sagt Brigida E.* (58). «Wir können nicht glauben, dass er nie mehr heimkommt. Warum nur musste unser Sohn sterben?» Die Mutter sieht Horacio am Samstagabend das letzte Mal. «Er ass noch eine Tiefkühlpizza mit uns.» Dann verabschiedet sich Horacio in den Ausgang. «Ich sagte ihm tschüss, wie immer.»
Die Stunden darauf ist Horacio mit Freunden in Davos unterwegs. Am Ende des Abends ist er in der «Caprizzi»-Bar. BLICK weiss: Auch Horacios Mörder ist im Lokal. Der 32-jährige Somalier Mahdi Y.* und der Spanier geraten schon da aneinander.
Ging es um eine alte Geschichte?
«Wir wissen nicht, warum», sagt Horacios Bruder Manuel E.* (29). Doch der Elektriker hat einen Verdacht: «Horacio arbeitete früher als Türsteher. Vielleicht hat er den Somalier mal nicht reingelassen. Und der hatte nun noch eine Rechnung mit meinem Bruder offen.»
Sicher ist: Am frühen Sonntagmorgen eskaliert der Streit zwischen Horacio und Mahdi – diesmal vor der Bar. Und jetzt ist der Somalier nicht mehr zu halten. Er geht in seine nahe gelegene Wohnung, holt ein Messer und kehrt zurück. An der Kreuzung Guggerbach- und Talstrasse geht alles ganz schnell.
«Ich weiss von Freunden, die die Tat sahen, dass der Somalier meinen Bruder von hinten in den Rücken stach. Fünf Mal. Und dann noch einmal in den Kopf», sagt Manuel. «Das ist so feige. Das gibt es gar nicht!»
Angreifer ist in U-Haft
Während Horacio schwer verletzt zu Boden sackt, haut Mahdi Y. ab. Aber Horacios Freunde kennen ihn und können der Polizei weiterhelfen. Die Beamten nehmen Mahdi Y. kurz darauf in der Nähe des Tatorts fest. Der Somalier hat eine vorläufige Aufenthaltsbewilligung, arbeitet in einer Gipser-Bude. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft.
Und Horacio? Er wird sofort ins Spital gebracht. Um 7 Uhr am Sonntagmorgen klingelt bei seinen Eltern das Telefon. «Jemand rief aus dem Spital an, wir sollen sofort kommen», sagt Brigida E. «Doch es war zu spät. Als wir da waren, war Horacio schon tot. Es war so schlimm, er war voller Blut. Wir konnten ihn aber noch einmal sehen, uns noch von ihm verabschieden. Das tat gut.»
Horacios Vater sitzt neben seiner Frau, findet kaum Worte. Voller Trauer sagt Manuel E.* (64): «Er fehlt mir sehr!»
* Namen bekannt