Flammen schlagen aus dem Dach. Das Feuer frisst sich runter von Stock zu Stock. Ein Inferno!
Philipp Meisel (37), der Wirt des Chaplin’s Pub in Herisau hat fünfzig Gäste in seiner Beiz, als der Grossbrand ausbricht.
«Ich habe gerade Appenzeller-Shots eingefüllt», sagt Meisel. «Da kam eine Frau aus der Dachwohnung ins Pub runtergestürmt und schrie laut: ‹Oben brennt es, es brennt!›»
Meisel lässt sofort alles liegen, schreit seine Gäste an, sie sollen raus! Es ist 23.22 Uhr. «Zum Glück habe ich so eine laute Stimme», sagt der Wirt. Sobald alle aus dem Pub geflüchtet sind, packt Meisel den Feuerlöscher unter der Theke, rennt das Treppenhaus hoch. «Ich wusste ja nicht, ob aus der Dachgeschosswohnung schon alle draussen waren.»
Als Meisel im ersten Stock bei seiner Wohnung ankommt, fallen bereits die ersten Ziegel vom Dach. «Da realisierte ich: Da kann ich nicht weiter hinauf», sagt er.
Aber Meisel will noch nicht umkehren. Er weiss: In seiner Wohnung sind seine beiden anderthalbjährigen Bengalkatzen «Steve G.» und «King Kenny». «Ich suchte mir einen Weg durch schwarzen Rauch», berichtet Meisel. «Ich weiss, es war riskant. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt. Aber ich wollte meine Büsi unbedingt retten!» Es gelingt ihm schliesslich, beide einzufangen.
Der Pub-Wirt packt seine zwei Lieblinge und rennt mit ihnen aus dem Haus. Draussen gesellt er sich zu den Gästen, da erfasst ihn der Schock. «Die Flammen schlugen meterweit in den Himmel», erzählt Meisel. «Ich dachte: Das gibt es nicht. Dass es so endet mit dem Pub. Denn es war der letzte offene Abend, die Austrinkete!»
Der gelernte Strassenbauer hat das Lokal vor dreieinhalb Jahren gemietet und auf Ende Monat die Kündigung erhalten. «Der Gebäudeinhaber hat Eigenbedarf angegeben», sagt Meisel.
«Ich wäre gerne noch länger hier Wirt geblieben. Es ist schon komisch, dass es jetzt ein Feuer gab. Ich glaube, es war Brandstiftung.»
Die Polizei kann noch nichts zur Brandursache sagen. Der Sachschaden beträgt rund 400000 Franken. Zwei Nachbarn erlitten leichte Rauchvergiftungen, sonst wurde niemand verletzt. «Es ist wichtig, dass niemand starb», sagt Wirt Meisel.
Sieht er sich als Lebensretter? «Nein», er grinst. «Okay, vielleicht als einen kleinen.»