Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes warnt, dass die überhandnehmende Delta-Variante in den nächsten Wochen wahrscheinlich zu einer steigenden Zahl von Krankenhauseinweisungen führen wird.
«Die Dominanz der Delta-Variante zusammen mit einer Zunahme der Kontakte birgt die Gefahr eines weiteren deutlichen Anstiegs der Fallzahlen über die nächsten Wochen in der Schweiz», heisst es in der Epidemiologischen Lagebeurteilung vom 13. Juli.
Wie im benachbarten Ausland habe die Trendwende hin zu steigenden Fallzahlen auch in der Schweiz in der zweiten Junihälfte stattgefunden. Die Taskforce vergleicht die Situation mit der Lage in Grossbritannien, wo die Fallzahlen seit Wochen wieder ansteigen. Zeitverzögert steige dort seit einigen Tagen nun auch die Zahl der Spitaleintritte wieder an.
Schweiz exponierter als Grossbritannien
Die Expertengruppe geht von einem stärkeren Infektionsanstieg als bei den Briten aus, weil die Impfrate in der Schweiz geringer sei. Während in Grossbritannien 52 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft seien, liege dieser Wert in der Schweiz bei lediglich 40 Prozent der über 16-Jährigen. Trotz Aufrufen der Schweizer Regierung, sich impfen zu lassen, habe sich die Impfkampagne von 90'000 Impfungen pro Tag auf etwa 61'000 verlangsamt.
In der Schweiz sei laut Taskforce «mit einem baldigen Anstieg von Hospitalisierungen zu rechnen, der wegen der geringeren Impfdeckung in der Schweiz verglichen mit Grossbritannien voraussichtlich einen grösseren Anteil der Infizierten betreffen wird».
26- bis 34-Jährige am stärksten betroffen
Dabei wird ausdrücklich auf den «hochwirksamen Impfschutz» von den in der Schweiz verwendeten mRNA-Impfstoffe gegen die Alpha-Variante hingewiesen. Bei der inzwischen in der Schweiz dominanten Delta-Variante sei der «Schutz der Impfung reduziert». Nach der ersten Dosis des Pfizer/Biontech-Impfmittels betrage die Wirksamkeit gegen Delta 34 Prozent (statt 51 Prozent gegen Alpha). Nach der zweiten Dosis erhöhe sich der Schutz auf 88 Prozent (statt 93 Prozent gegen Alpha).
Aufgrund vorliegender Daten sei Alpha rund 42-55 Prozent ansteckender als der Alpha-Wildtyp. Der Bericht hält fest: «Wir beobachten statistisch signifikant steigende Fallzahlen allen Altersgruppen ausser der 0- bis 7-Jährigen, der 65- bis 74-Jährigen und der über 75-Jährigen. Am stärksten von Neuinfektionen betroffen sei die Altersgruppe der 26- bis 34-Jährigen, gefolgt von den 16- bis 24-Jährigen.
Der 7-Tageschnitt der schweizweiten Reproduktionszahl liege derzeit bei 1,55. Basierend auf den aktuellen Daten schätzt die Taskforce, dass die Pandemie nach einer Phase der Abnahme wieder ansteigt. (kes)