Susanne Walitza, gerade Jugendlichen ist Klimaschutz wichtig – viele richten auch ihr Handeln danach aus. Fällt ihnen das einfacher als dem Rest der Bevölkerung?
Susanne Walitza: Ja, Jugendliche sind noch sehr viel flexibler in der Lösung von Problemen. Ausserdem haben sie noch viel mehr Energie und ihr Idealismus ist in der Regel noch ungebrochen. Hinzu kommt das Bedürfnis sich abzugrenzen: Schafft es die ältere Generation nicht mehr, alte Muster, wie dem Verzehr von Fleisch, zu verändern, so bestärkt das die Jugend nur umso mehr.
Die Klimakrise kann aber auch Ängste auslösen.
Ja, Umfragen zufolge wächst die Angst vor dem Klimawandel. Das Thema ist so präsent, dass Jugendliche und auch Kinder unweigerlich damit in Berührung kommen: Die Bilder werden Teil ihres Lebensgefühls.
Wie sollen Eltern damit umgehen, wenn ihre Kinder Ängste entwickeln?
Leichte und vorübergehende Ängste gehören zum Wachstum und Reifen dazu. Eltern sollten deshalb den Kindern zunächst vermitteln, dass Ängste in der Regel normal und dazu da sind, sie zu überwinden. Und wenn Gespräche über den Klimawandel mit einer beruhigenden Aussicht beendet werden, indem man darauf verweist, welche Lösungen es gibt und wie sich die Familie selbst danach richtet, fällt es Kindern leichter, zur Ruhe zu kommen.
Können Sie ein Beispiel machen?
Kinder sind häufig noch naturverbundener, darauf kann aufgebaut werden. Wichtig ist es, im Alltag den Umweltschutz vorzuleben und gemeinsam mit den Kindern den Wert des Umweltschutzes zu entdecken: Indem man zum Beispiel gemeinsam Müll sammelt, so viel wie möglich mit dem Fahrrad fährt, ökologisch vertretbare Ferienziele auswählt, weniger oder gar kein Fleisch mehr isst – sich also gemeinsam für die Umwelt einsetzt.
Zurück zu den Jugendlichen: Ist unter ihnen die sogenannte Klima-Angst tatsächlich verbreitet?
Für viele Jugendliche ist das Klima ein grosses Thema, das sehen wir auch bei uns in der Klinik. Es gibt zwar kein Störungsbild, das Klimaangst heisst – die Angst vor dem Klimawandel ist ja auch nicht irreal. Problematisch ist es aber, wenn das Klima andere wichtige Themen sehr stark überlagert und positive Entwicklungen nicht wahrgenommen werden können. Dann destabilisiert diese Angst die Entwicklung der Jugendlichen.
Was ist in einer solchen Situation wichtig?
Betroffene sollten über die Sorgen sprechen. Und sie müssen erkennen, dass es zwar wichtig ist, über Umweltprobleme informiert zu sein, dass aber ein dauerhaftes Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit nur lähmt. Es ist zentral, einen Weg aus der Hilflosigkeit zu finden. Manchmal gelingt das nur mit therapeutischer Unterstützung.