Dank ETH-App
Smartphone wird zum 3D-Scanner

Wissenschaftler der ETH Zürich haben eine App entwickelt, mit der sich Objekte in 3D erfassen lassen. Die Technik ermöglicht das Erstellen dreidimensionaler Profilbilder oder sogar das virtuelle Einrichten einer Wohnung.
Publiziert: 05.12.2013 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:08 Uhr

Smartphones sollen zukünftig auch das Scannen von dreidimensionalen Objekten beherrschen. Forscher der ETH Zürich haben eine entsprechende App entwickelt. Die Demoversion haben sie gestern an der International Conference on Computer Vision in Sydney erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Industrie zeigt Interesse

Blick.ch sprach mit Lorenz Meier vom ETH-Institut für Visual Computing. Die Erfindung der Wissenschaftler ist offenbar heiss begehrt: «An dieser Konferenz haben verschiedene Seiten aus der Industrie Interesse an unserer App gezeigt», sagt Meier. 

Für das Scannen richtet der Benutzer die Kamera seines Smartphones auf ein beliebiges Objekt und bewegt das Gerät über das Objekt hinweg, damit es laufend Bilder aufzeichnen kann. Schon nach wenigen Aufzeichnungen erscheint auf dem Bildschirm ein 3D-Modell des Objekts. Auf dem Display kann der Benutzer jederzeit überprüfen, ob Bildausschnitte fehlen oder ungenügend sind und das Objekt aus zusätzlichen Blickwinkeln scannen.

Berechnungen direkt auf dem Smartphone

Die App nutzt die herkömmlichen Sensoren der Smartphones wie die Kamera sowie die Drehraten- und Beschleunigungssensoren. Das Echtzeit-Feedback sei nur möglich, weil die App die dreidimensionale Darstellung direkt auf dem Smartphone berechnet, erklärt Marc Pollefeys vom Institut für Visual Computing in einer Mitteilung.

Bisherige Verfahren hätten die verschiedenen Bilder zunächst aufwendig extern berechnen müssen und erst später anzeigen können. Die Echtzeit-Verarbeitung hat den Vorteil, dass die 3D-Scans überall gemacht werden können.

Die App funktioniert auch bei schlechten Lichtverhältnissen, etwa in Museen oder Kirchen. Das 3D-Modell liesse sich dann in einer Cloud speichern und von dort aus bearbeiten. Anwendungen sehen die Wissenschaftler überall dort, wo Visualisierungen zum Einsatz kommen.

3D-Porträtbilder, Zimmer virtuell einrichten 

Auch Gesichter könnten so eine dritte Dimension erhalten: Die Technologie erlaube es, 3D-Modelle der Gesichter von Freunden und Verwandten zu erzeugen, zum Beispiel für dreidimensionale Porträtbilder in sozialen Medien. «Es ist vorstellbar, einst mit einem Avatar mit 3D-Modell des eigenen Kopfes zu gamen», erklärt ETH-Forscher Meier gegenüber Blick.ch.

Mit der App könne man auch Räume vermessen. «So könnte man beispielsweise ein Modell des eigenen Wohnzimmers erstellen, um es mit virtuellen Möbeln aus einem Online-Katalog einzurichten», sagt Meier. Die Technik ermögliche es auch, ein Möbel in einem Geschäft einzuscannen, um es anschliessend zu Hause in einem 3D-Modell des Wohnzimmers auszuprobieren.

Ausdruckbar mit 3D-Printer

Die 3D-Modelle könnten auch mit einem 3D-Printer ausgedruckt werden. Die zum Patent angemeldete App gibt es zurzeit erst als nicht öffentliche Demoversion, sie läuft aber auf fast allen gängigen Smartphones mit Android-Betriebssystem. Eine iPhone-Version könnte dereinst folgen. Meier: «Es ist unser Wunsch, dass diese App für alle Mobilplattformen zugänglich gemacht wird. Aber ein Datum kann ich noch nicht nennen.» (noo/SDA)

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