Daniel Pittet (57) trat erstmals nach seinen Pädo-Enthüllungen öffentlich auf
«Ich habe es für meine Kinder getan»

Daniel Pittet (57) sorgt mit seinem Buch über den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch Pädo-Priester Joël (76) für Schlagzeilen. Jetzt trat der Freiburger erstmals öffentlich auf.
Publiziert: 20.02.2017 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:10 Uhr
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Daniel Pittet (57) spricht über sein Buch in Freiburg.
Foto: Peter Gerber
Gabriela Battaglia

Daniel Pittet (57) bewegt über die Landesgrenzen hinaus mit seinem Buch «Mon Père, je vous pardonne» (sinngemäss: «Hochwürden, ich vergebe Ihnen»). Der Freiburger beschreibt in dem erschütternden Werk, wie sich Pater Joël (76) aufs Schlimmste an ihm als Kind vergangen hat. BLICK berichtet seit Anfang Woche ausführlich darüber.

Am Donnerstagabend tritt Pittet erstmals öffentlich auf. Im erzkatholischen Freiburg kommen rund 100 Personen zu einem runden Tisch, organisiert von einem Pfarrzentrum und einer Buchhandlung. Wegen des grossen Andrangs wird der Anlass kurzfristig in die Aula des katholischen Gymnasiums Sankt Michael verlegt.

Auch böse Reaktionen

Schon eine halbe Stunde vorher stehen die Leute Schlange, um ihr Buchexemplar von Pittet signieren zu lassen. Alle kennen ihn, alle sind katholisch. «Er ist sehr mutig. Ich hoffe, dass sein Buch anderen Opfern hilft, darüber zu sprechen», sagt Alexandra Terrapan (49). Auch Schwester Véronique (83) ist beeindruckt: «Daniel strahlt eine grosse Bescheidenheit und eine grosse Ruhe aus.» 

Pittet spricht ruhig: «Ich bereue es nicht, dass ich dieses Buch veröffentlicht habe. Ich habe es für meine Kinder getan.»

Der sechsfache Familienvater wird mit Reaktionen überhäuft: «Allein gestern bekam ich 600 Mails und 800 Whatsapp-Nachrichten. Per Post kamen 122 Briefe.» Die meisten Absender gratulieren ihm. «Ich erhalte aber auch böse Briefe. Man wirft mir vor, ich wolle die katholische Kirche zerstören.» 

«Ich bin krank, aber ich stehe aufrecht»

Anderthalb Stunden lang spricht Pittet offen über sein Buch und und sein Leben: «Ich bin ein kranker Mann, ich bin müde. Aber ich stehe aufrecht.» Die Stimmung in der Aula ist andächtig. Unterschwellig ist die Spannung spürbar.

Eine Frau (95) aus Zürich hat ihn diese Woche angerufen. «Sie sagte, sie sei als Kind von ihrem Vater Dutzende Mal sexuell missbraucht worden. Sie dankte mir, dass sie nun endlich darüber sprechen könne. Nun könne sie sterben.» Ein ergriffenes Raunen geht durch das Publikum.

Schwieriges Verzeihen

Wie es möglich sei, dass er seinem Peiniger verziehen habe, wollen mehrere Zuhörer wissen. «Das Verzeihen ist sehr schwierig, manchmal fast unmöglich», antwortet Pittet. «Ich bin der Einzige, der ihm vergeben hat. Ich bete noch heute regelmässig für ihn.»

Pittet wurde als Neunjähriger zum ersten Mal von Pater Joël vergewaltigt. Der Gottesmann missbrauchte über Jahrzehnte Dutzende von Kindern. 40 Fälle gibt er selber zu. Heute lebt der Pädo-Priester in einem Kapuzinerkloster in der Ostschweiz. Und gibt sogar TV-Interviews, in denen er seine Opfer um Vergebung bittet. Pittet reicht das nicht: «Ich warte noch immer», schliesst er, «dass er und die anderen zur Rechenschaft gezogen werden.»

Gewaltiges Medienecho

Das Medienecho auf die Enthüllungen von Daniel Pittet ist enorm. Seit seinem Interview im BLICK vom Montag wurde er von über 30 Zeitungen und TV-Sendern interviewt, viele aus Frankreich. Auch RTL aus Deutschland war da, eine Anfrage kam sogar aus Kolumbien. Sein Buch «Mon Père, je vous pardonne» ist bisher nur auf Französisch, Italienisch und Polnisch erhältlich, nun wird es in weitere Sprachen übersetzt. Die Version auf Deutsch soll laut Pittet in zwei Monaten erhältlich sein. Die Erlöse verwendet er für wohltätige Zwecke.

Das Medienecho auf die Enthüllungen von Daniel Pittet ist enorm. Seit seinem Interview im BLICK vom Montag wurde er von über 30 Zeitungen und TV-Sendern interviewt, viele aus Frankreich. Auch RTL aus Deutschland war da, eine Anfrage kam sogar aus Kolumbien. Sein Buch «Mon Père, je vous pardonne» ist bisher nur auf Französisch, Italienisch und Polnisch erhältlich, nun wird es in weitere Sprachen übersetzt. Die Version auf Deutsch soll laut Pittet in zwei Monaten erhältlich sein. Die Erlöse verwendet er für wohltätige Zwecke.

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«Beweg dich mehr! Halt dich still!»

Der Gegensatz könnte kaum grösser sein: Das sülzige Schwadronieren von Pater Joël über Kinder – und was er seinen Opfern angetan hat. Daniel Pittet schreibt, was Sache ist. Damit seine Leserinnen und Leser den Horror einer Vergewaltigung nachvollziehen können. Davon zeugt dieser Auszug:

Er führte regelrecht Regie

«Der Priester missbrauchte mich nicht nur auf jede erdenkliche Weise, er zwang mich auch zu pornografischen Shootings. Er nahm mich nackt auf, inklusive Nahaufnamen von meinem Zipfelchen, sein Ding in meinem Hintern. Er führte regelrecht Regie: ‹Beweg dich mehr, beweg dich mehr …! Lass das Sperma …! Halt dich still!› Klick. Klack.

Eines der Zimmer im Kloster war ein Fotolabor, da führt er mich hin. Da entwickelte er die Schmuddelfotos. Er legte die Abzüge in ein Bad, liess sie entwickeln, nahm sie raus und hängte sie auf. Alles im Dunkeln. Oft ging es dann von vorne los, weil er auf was anderes Lust bekommen hatte. Dann kam ich wieder an die Kasse!

Wie in einem Horrorfilm

Ihm passte das, er hatte seine Freude daran, es war seinem Gesicht anzusehen. Er vergewaltigte mich im Dunkeln, ich lag am Boden, er über mir. Diese Fotos, das war das Allerschlimmste, das war wie in einem Horrorfilm. Wenn er ejakulierte, hatte ich das Gesicht voll. ‹Lass, lass!› Er war in Hochstimmung – und schoss Fotos. Klick. Klack.

Daniel Pittet nimmt in seinem Buch kein Blatt vor den Mund.
Daniel Pittet nimmt in seinem Buch kein Blatt vor den Mund.
Jean-Guy Python/independant

Der Gegensatz könnte kaum grösser sein: Das sülzige Schwadronieren von Pater Joël über Kinder – und was er seinen Opfern angetan hat. Daniel Pittet schreibt, was Sache ist. Damit seine Leserinnen und Leser den Horror einer Vergewaltigung nachvollziehen können. Davon zeugt dieser Auszug:

Er führte regelrecht Regie

«Der Priester missbrauchte mich nicht nur auf jede erdenkliche Weise, er zwang mich auch zu pornografischen Shootings. Er nahm mich nackt auf, inklusive Nahaufnamen von meinem Zipfelchen, sein Ding in meinem Hintern. Er führte regelrecht Regie: ‹Beweg dich mehr, beweg dich mehr …! Lass das Sperma …! Halt dich still!› Klick. Klack.

Eines der Zimmer im Kloster war ein Fotolabor, da führt er mich hin. Da entwickelte er die Schmuddelfotos. Er legte die Abzüge in ein Bad, liess sie entwickeln, nahm sie raus und hängte sie auf. Alles im Dunkeln. Oft ging es dann von vorne los, weil er auf was anderes Lust bekommen hatte. Dann kam ich wieder an die Kasse!

Wie in einem Horrorfilm

Ihm passte das, er hatte seine Freude daran, es war seinem Gesicht anzusehen. Er vergewaltigte mich im Dunkeln, ich lag am Boden, er über mir. Diese Fotos, das war das Allerschlimmste, das war wie in einem Horrorfilm. Wenn er ejakulierte, hatte ich das Gesicht voll. ‹Lass, lass!› Er war in Hochstimmung – und schoss Fotos. Klick. Klack.

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