Commando-Kurse abgeschafft
Jetzt wollen Armee-Rambos aufs Rütli

Schweizer Elitesoldaten sollen am 1. August auf dem Rütli die Nationalhymne singen. Aus Protest.
Publiziert: 29.07.2008 um 22:51 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:03 Uhr
Von Adrian Schulthess

Einmal Commando, immer Commando: Jetzt sind Durchhalteparolen angesagt. Denn die Fans des merkwürdigen Aufklärer-Lagers trauern um ihren geliebten «Commandokurs».
Freiwillig liessen sie sich dort zu Elitesoldaten ausbilden. Und nähten sich danach stolz den goldenen Adler an die Uniform.

Nach dem Kander-Unfall sagte der mittlerweile zurückgetretene Armeechef Roland Nef: Er wolle keine Rambos mehr in der Armee. Und versprach: keine Übungen mehr ohne direkten Bezug zum Kernauftrag.
Korpskommandant Dominique Andrey hat den Befehl umgesetzt. Und den diesjährigen und alle weiteren Commandokurse sofort abgesagt. Auch, weil der Kurs nutzlos sei: Er sehe «keinen konkreten Mehrwert für die Armee».

Seit der Stopp bekannt wurde, ist das «Commandokurs.ch»-Gästebuch zum Kondolenzbuch mutiert. «Die Schweizer Armee bröckelt weiter vor sich hin», schreibt dort etwa ein Panzergrenadier.

Ein Oberleutnant analysiert: «Ein weiterer kleiner Schritt zur Abschaffung der Armee ist nun getan. Und die Schweizer Armee hilft dabei auch noch mit.»
Ein Soldat wechselt gar die Seite: Ab sofort sei er Armeegegner – «bis Sämi weg ist!».

Er meint Verteidigungsminister Samuel Schmid (61). Denn für die Super-Aufklärer ist klar: Die Politik hat ihnen den Kurs gestohlen. «Wie so oft ist die obere Stufe der öffentlichen Führung (sei es Armee oder Politik) feige und reaktiv», schreibt ein weiterer Kommentator.

Einer will nicht nur die Faust im Sack machen: «An alle Commandos: Wir treffen uns am 1. August auf dem Rütli. Um ein Zeichen zu setzen», schreibt der «Commander» ins Internet. Nach Neonazi-Aufmärschen und Sprengkörpern auf dem Rütli eine politisch heikle Aussage.

Zwei Stunden später ist sie aus dem Gästebuch gelöscht. Ein anderer Eintrag bleibt stehen: «Commandos, wehrt euch und nehmt den Entscheid nicht einfach so hin», fordert ein Soldat. «Lasst durch Aktionen eurem Unmut freien Lauf!»

Immerhin: Wer dem merkwürdigen Kürslein nachtrauert, hat nach wie vor die Möglichkeit, sich mit Fanartikeln einzudecken. «Commandos.ch» verkauft für 400 Franken eine Gedenk-Uhr.

Schon mit vier Franken ist man dabei, wenn die Wehmut nicht ganz so gross ist: So viel kostet ein Aufkleber mit dem goldenen Commando-Adler drauf. Allerdings gibts den nur «unter Angabe der persönlichen Cdo-Nummer und des Brevetierungsjahres».

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