Chauffeur Beat Schoch über seinen schlimmsten Tag
«Ich überlebte die Hölle im Gotthard»

Als einer von ganz wenigen Schweizer, weiss Beat Schoch aus Pratteln, wie sich eine Frontalkollision im Gotthard anfühlt. Jetzt erzählt er davon – und verrät, wie er am 28. Februar abstimmt.
Publiziert: 20.02.2016 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 23:50 Uhr
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So sah Schochs Car nach dem Unfall aus. Heute fährt er wieder durch den Gotthard – mit dem gleichen Fahrzeugtyp.
Foto: Kapo UR
Christof Vuille

Er war praktisch schon draussen. Am 16. November 2014 um 17 Uhr fehlten Buschauffeur Beat ­Schoch aus Pratteln BL noch 200 Meter. Dann hätte er den Gotthard-Tunnel mit seinem Car passiert und wäre in der Deutschschweiz angekommen. Doch dann passierte es: Ein betrunkener Franzose lenkte seinen Camper auf die Gegenfahrbahn. Beat Schoch, heute 64-jährig, hatte keine Chance. Der Tourist rammte seinen Luxus-Car seitlich-frontal.

«Wenn so etwas passiert, bist du absolut machtlos. Ich konnte nur noch auf den Aufprall warten», erinnert sich der Reiseveranstalter. Am Ende hatte er Glück im Unglück. «Meine Passagiere und ich überlebten diese Hölle im Gotthard.» Drei von ihnen verletzten sich beim Unfall. Die Insassen des französischen Wohnmobils wurden mittelschwer verletzt.

Er selbst spürt die Folgen wohl bis an sein Lebensende. «Mein linker Fuss ist zertrümmert.» Eine Wanderung mit Freunden liege nicht mehr drin. Sein brandneues Fahrzeug, das allen erdenklichen Komfort bot, erlitt Totalschaden. Mittlerweile ist es ersetzt – die Jungfernfahrt führte via Gotthard ins Tessin. Heute erinnert sich ­Schoch zwar noch sehr genau an die Kollision, im Detail darüber sprechen mag er nicht mehr.

Albträume hat er keine, der Baselbieter fährt mit seinen Gästen wieder regelmässig durch den längsten Strassentunnel der Schweiz. Wohl ist ihm dabei aber bis heute nicht. «Es ist etwas ganz anderes, ob man mit einem Auto oder einem Car durch den Tunnel fährt», erklärt er. Wenn er einen Lastwagen kreuze, habe er immer ein mulmiges Gefühl.

Deshalb hofft Schoch, der im Moment in den Ferien weilt, auf ein Ja zur zweiten Röhre. «Was ich im Tunnel erlebt habe, wünscht man seinen ärgsten Feinden nicht.» Solange es im Tunnel Gegenverkehr gebe, werde es aber früher oder später Tote geben. Er appelliert an die Gegner des Sanierungstunnels: «Die Sicherheit muss im Zentrum stehen, Menschenleben sind wichtiger als Geld.»

Tatsächlich ist die Sicherheit einer der zentralen Punkte im Streit um den Tunnel. Die Befürworter argumentieren wie Schoch mit dem gefährlichen Gegenverkehr. Die Gegner sind überzeugt, dass mit einer zweiten Röhre noch mehr Lastwagen durch den Berg rollen. Das mache den Sicherheitsgewinn gleich wieder zunichte.

Sicher ist: Auch nach einem Ja müsste wegen des Alpenschutzes die zweite Spur in beide Richtungen gesperrt bleiben. Das ist für Schoch unverständlich. «Man müsste alle Spuren öffnen, das würde den Verkehrsfluss beruhigen.»

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