Die Masche von Simon B.* (26) ist immer die gleiche: Auf Flirt-Portalen im Internet sucht er junge Frauen. Am Telefon und in den Chats lullt er sie ein, spielt den perfekten Gentleman. Hat er ihr Vertrauen gewonnen, fragt er nach Geld. Immer wieder. Zahlen die Frauen nicht mehr, zieht die Liebes-Heuschrecke weiter – zum nächsten Opfer.
«Der hat uns voll ausgenommen», sagen Corinna* (23) und Steffi*(25) aus dem Kanton Thurgau. Die beiden Frauen fanden sich übers Internet – und merkten, dass sie Opfer des gleichen Liebes-Abzockers wurden.
«Wir kennen noch mindestens fünf andere Frauen, die er ebenfalls ausgenommen hat», sagen die beiden. «Die schämen sich aber zu sehr, um öffentlich hinzustehen.»
BLICK hat mit mehreren dieser Frauen gesprochen. Sie alle erlebten die gleiche Geschichte. Corinna und Steffi wollen nicht mehr schweigen: «Wir müssen die Frauen vor ihm warnen! Sonst macht er immer so weiter», sagen sie.
Dann erzählt Corinna ihre Geschichte, stellvertretend für jene der anderen: «Ich habe Simon auf dem Dating-Portal Badoo kennengelernt.»
Irgendwann habe er sie angerufen und behauptet, er sei aus seiner Wohnung geflogen. «Ich hatte Mitleid mit ihm», meint Corinna. Die 23-Jährige nahm die Liebes-Heuschrecke in ihrem Elternhaus auf. Ihre Mutter Bea (49) ärgert sich: «Ich habe sogar die Wäsche von diesem Pürschtli gewaschen!»
Schnell ging es dem Möchtegern-Romeo aber nur noch um Bares: «Er sagte, er müsse eine Busse bezahlen. Oder seine Tochter besuchen. Oder eine kurzfristige Investition tätigen. Oder seine Bank-Karte funktioniere gerade nicht ...» Man könnte die Liste fast endlos weiterführen. Die Frauen haben alle einen vierstelligen Betrag verloren: «Ums Geld geht es uns aber nicht primär», sagen sie. «Der Vertrauensbruch ist viel schlimmer.»
Aber auch die Polizei kann ihnen nicht helfen. Die Taten gelten nicht als Betrug und sind auch nicht beweisbar. Die Opfer haben für ihre Zuwendungen keine Quittungen verlangt. Oft haben sie ihm auch einfach Kleider oder Ferien bezahlt.
Steffi versuchte sogar, ihr Geld mit einer Betreibung zurückzubekommen: «Auf dem Amt haben sie mir aber gesagt, dass der Typ schon für mehrere Zehntausend Franken offene Betreibungen hat.»
BLICK konnte den Liebes-Abzocker ausfindig machen. Obwohl der Auskunftsdienst Teledata seit dem Jahr 2001 genau 15 bekannte Wohnadressen für Simon B. ausweist. Der Mann rechtfertigt sich: «Ich bin jung und geniesse das Leben. Ich kann nichts dafür, dass sich diese Mädels immer in mich verlieben.» Warum machen ihm so viele junge Frauen den gleichen Vorwurf? «Die haben sich über Facebook organisiert!» Ausgenommen habe er niemanden: «Ich geniesse mein Leben, aber ich zocke niemanden ab!»
Die Suche nach der grossen Liebe haben Corinna, Steffi und die anderen Frauen auf Eis gelegt: «Von Männern haben wir gerade die Schnauze voll.»