Warum nur hörte Zendel Aliu († 53) aus Kreuzlingen TG nicht auf seine Frau? Warum liess er sich auf die Car-Fahrt von Wohlen AG nach Mailand ein? «Er wollte sich etwas dazuverdienen. Ich bat ihn, das Ganze sein zu lassen. Für die 200 Franken lohnt es sich doch nicht», sagt seine Frau Senka (43). Doch ihr Mann liess sich nicht überreden. Jetzt ist er tot.
Der Chauffeur behielt Herzprobleme für sich
Zendel Aliu arbeitet schwarz, als er am Samstag am Steuer des Fan-Cars zusammenbricht (BLICK berichtete). Eigentlich ist er Lastwagenfahrer, zu 100 Prozent bei Seiler Transporte in Frauenfeld TG angestellt. Seit mehr als 20 Jahren. Zwei Jahre zuvor kam er mit Senka zusammen, vor acht Jahren haben sie geheiratet.
«Ein Bekannter von Durmo Tours rief ihn an, er sollte für den Mailand-Trip spontan einspringen», sagt Senka Aliu. «Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, als hätte ich etwas geahnt.»
Seit Wochen beklagt sich ihr Mann über Herzprobleme. «Er war beim Treppenlaufen völlig ausser Atem. Er spürte öfters einen Druck auf der Brust oder einen Stich im Herz», sagt Senka Aliu. «Nur dem Arzt wollte er nichts sagen. Wollte es nicht wahrhaben, dass er ein ernsthaftes Problem haben könnte.»
Herzinfarkt!
Am Samstagmorgen verlässt Zendel Aliu in der Früh das Haus – und geht wegen Nebenwirkungen eines Medikamentes zum Arzt. Von seinen Herzproblemen erzählt der eingebürgerte Mazedonier wieder nichts.
Später lädt er in Wohlen AG die elf Juve-Fans auf und fährt los. Um 12.04 Uhr versucht er noch einmal seine Frau anzurufen. Doch sie hört das Klingeln nicht. Verpasst seinen letzten Anruf.
Gegen 12.15 Uhr wird der Chauffeur ohnmächtig, verliert in Widen AG die Kontrolle über den Doppelstock-Car. Herzinfarkt! Zendel Aliu stirbt.
Tot weil er sich 200 Franken dazu verdienen wollte
Er hinterlässt seine Frau Senka und vier Söhne: Benjamin (19), Gazmend (17), Tahir (13) und Belmin (5). «Er hat sich totgearbeitet. Früher ist er oft am Wochenende eingesprungen. Ich weiss, das war falsch, und er hätte seinem Chef etwas sagen sollen. Ich war immer dagegen, deshalb hörte Zendel auch damit auf», sagt Senka Aliu.
Trotzdem entschied er sich für die Fahrt Richtung Italien. «Er war ein Chrampfer, wollte für die Kinder Geld verdienen.»
Traurig streichelt sie Sohn Belmin übers Haar. «Er denkt die ganze Zeit, dass sein Papi gleich nach Hause kommt.»