Bundesamt befielt Beamten
Werft eure Pulte weg!

Publiziert: 27.06.2007 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:15 Uhr
VON HANNES HELDSTAB (Text und Fotos)
BERN – Wieder einmal nerven Bundesbeamte gewaltig: Tonnenweise werfen sie gut erhaltene Büromöbel auf den Abfall!

Viele Anwohner im Berner Kirchenfeldquartier sind sauer: Seit Anfang Woche werfen Räumtrupps Pulte, Schränke, Tische und Stühle in riesige Abfallmulden. Mobiliar für 250 Arbeitsplätze. «Noch brauchbare, schöne Ware», regt sich eine Nachbarin auf. «Nur weil das IGE jetzt in sein neues Gebäude zügelte, schmeissen sie hier alles weg.»

Das IGE ist das Institut für geistiges Eigentum. Dort versichert der stellvertretende Direktor Christian Bock (39): «Das war so nicht geplant. Wir haben im neuen, preisgünstigeren und eigenen Gebäude die Büros neu möbliert. Deshalb wollten wir unser altes Mobiliar verkaufen oder karitativen Organisationen schenken.»

Vereinbart wurde schliesslich, dass das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL die Möbel zurückkauft. Aber nun wollen die Bauleute vom Bund plötzlich nichts mehr wissen vom 100000-Franken-Deal.

Bock: «Am 28. März sagte uns das BBL zu, das Mobiliar pauschal für 100000 Franken zurückzunehmen, und zwar ohne Vorbehalte.»

Beim Institut für geistiges Eigentum ging man davon aus, damit sei alles geregelt. Aber weit gefehlt: Ende Mai kam der negative Bescheid von den Bundesbauleuten. «Unsere Gesamtkostenrechnung hat diesen Preis nicht bestätigt. Somit ist es für uns günstiger, auf den Kauf zu verzichten», begründet das Bundesamt BLICK gegenüber.

Bei den Leuten vom Patentamt kam man in Zeitnot. Die ideale Lösung – ein Verkauf vor Ort – hätte drei bis vier Wochen benötigt. Mehr als die eine Woche vom 2. bis 6. Juli bewilligte das Bundesamt für Bauten dafür aber nicht. Denn für Juli war der Beginn des Umbaus im alten IGE-Gebäude geplant.

«Es wurde mit dem Architekten extra eine Fristverschiebung ausgehandelt, um dem IGE entgegenzukommen», heisst es beim Bundesamt für Bauten. Für die verbleibenden Juliwochen verlangte es laut Bock eine Kostenbeteiligung von 100000 Franken.

Am 22. Juni mussten die Leute vom Patentamt zügeln. Weder karitative Organisationen noch Grosskäufer konnten bis dahin gefunden werden. «Uns tut es weh, zuschauen zu müssen, wie das Büromobiliar jetzt verschrottet werden muss», sagt Bock. «Am Wochenende konnten Mitarbeiter aber noch holen, was sie brauchen können.»

Beim Bundesamt für Bauten bedauert man, dass es das IGE nicht schaffte, seine Möbel zu verkaufen, und es jetzt vorziehe, «diese zu vernichten, anstatt am neuen Ort einzusetzen».

Erstaunt über den geplatzten Deal zeigte sich gestern Kurt Grüter (57), Direktor der Eidg. Finanzkontrolle: «Ich nehme das mal zur Kenntnis. Das BBL steht unter unserer Aufsicht.»

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