Bund weicht Abschussregeln auf
Auch Jungwölfe geraten ins Visier

Unter bestimmten Voraussetzungen sollen Wölfe schneller als bisher abgeschossen werden – das will die neue Jagdverordnung. WWF und Pro Natura sind empört.
Publiziert: 22.12.2014 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:10 Uhr
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Geblitzt! Das Calanda- Rudel tappt nachts auf einem Waldweg in die Fotofalle. Es könnten acht bis zehn Wölfe sein. Exakte Angaben sind nicht möglich, weil die Tiere ein riesiges Gebiet durchstreifen.
Foto: AJF Graubünden

Erfolg für die Gegner des Wolfes: Der Bund will die eidgenössische Jagdverordnung anpassen, damit «unter bestimmten Voraussetzungen» Wölfe schneller abgeschossen werden können. Geplant ist auch der erleichterte Abschuss von Jungwölfen in Gebieten mit Wolfsrudeln.

Jungwölfe sollen dann ins Visier genommen werden, wenn sie sich «wiederholt innerhalb oder in unmittelbarer Nähe von Siedlungen aufhalten und zu wenig Scheu zeigen», teilt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit. Es erarbeitet im Auftrag von Bundesrätin Doris Leuthard die Änderungen der Jagdverordnung.

Der Bund trägt damit vor allem der Landwirtschaft, den Jägern und der Bergbevölkerung Rechnung, die wiederholt ihre Bedenken gegen den Wolf geäussert haben. Das Bafu betont jedoch, dass Wölfe weiterhin geschützte Tiere bleiben.

«Nur eine einzige Wolfsfamilie in der Schweiz»

Auf wenig Begeisterung stösst Leuthards Departement dabei bei den Naturschutz-Verbänden. WWF und Pro Natura zeigen sich in einer ersten Reaktion enttäuscht.

«Obwohl nur eine einzige - weitgehend unauffällige - Wolfsfamilie in der Schweiz lebt, nimmt Bundesrätin Doris Leuthard jetzt schon die Jungwölfe ins Visier», schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die Pläne kritisieren sie als «Schnellschuss». Die Stossrichtung sei klar: Es sollten immer mehr Wölfe immer schneller abgeschossen werden können.

«Polemik und Panikmache von ein paar Wenigen»

«Wer bei einem landesweiten Gesamtbestand von gerade mal 25 Wölfen so drastische und unpopuläre Massnahmen plant, folgt der Polemik und Panikmache von ein paar Wenigen.» Auf der Strecke bleibe eine moderne Biodiversitätspolitik, «die unter Management mehr versteht als den Griff nach dem Gewehr».

Pro Natura und WWF verlangen von den Behörden ein nationales sachgerechtes Wolfsmanagement, «das nicht nur aus Abschüssen besteht, sondern auch die ökologisch wichtige Rolle des Wolfes, mehr Herdenschutz, sachliche und breite Information der Bevölkerung sowie touristische Aspekte mit einbezieht». (eg/SDA)

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