Bund braucht Geld
Kaufen Sie eine römische Ruine!

Der Bund hat das Interesse an historisch wertvollen Kulturschätzen der Schweiz offensichtlich verloren. Er will sich des teuren Unterhalts entledigen.
Publiziert: 23.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:58 Uhr
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Käufer gesucht! Das Amphitheater Windisch ist rund 2000 Jahre alt. Und hat vielleicht schon bald einen neuen Besitzer.
Foto: Philippe Rossier
Von Christoph Lenz

Historische Bausub­stanz, grosszügiger Grundriss, beste Lage, einzigartige Ambiance: Zweifellos ist vor kurzem eine der exklusivsten Immobilien der Schweiz auf den Markt gelangt, nämlich das Amphitheater Windisch AG. In dieser Arena liessen sich vor rund 2000 Jahren die in Vindonissa stationierten römischen Legionäre unterhalten. Heute wird die Ruine von Ausflüglern und Touristen aus aller Welt, von Schulklassen und Sachkundigen bewundert.

Seinen exzellenten Zustand verdankt die Theateranlage ­ihrer Besitzerin, der Eidgenossenschaft. Sie hat die Ruine zwischen 2008 und 2010 besonders aufwendig saniert.

Doch jetzt hat der Bund das Interesse am historischen Kulturschatz offensichtlich verloren. Er will sich des teuren Unterhalts entledigen. «Der Bund hat entschieden, das Amphitheater zu verkaufen oder abzugeben», sagt Jonas Spirig, Sprecher des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD). Der Grund: Der Bund wolle sich «im Bereich Kulturbauten auf seine Kernaufgaben konzentrieren». Klartext: Im Rahmen eines Sparprogramms mistet er sein Immobilien-Portfolio aus.

Dem staatlichen Ausverkauf der Kulturgüter fällt nicht nur das Amphitheater Windisch zum Opfer. Auch die rund 1000 Jahre alte Burgruine Rotzberg in Ennetmoos NW soll unter den Hammer kommen. Man befinde sich in Verhandlungen mit dem Kanton Nidwalden, so das EFD. Bereits verschachert ist das Schloss Wildegg. 2012 hat sich der Kanton Aargau die Burg­anlage aus dem 13. Jahrhundert gesichert. Zum Schnäppchenpreis! Der Aargau bezahlte nur 1 Franken für Schloss Wildegg.

Von allen geschichtsträchtigen Immobilien im Besitz der Eidgenossenschaft ist dem Finanzdepartement nur noch eine ganz bestimmte heilig: «Ein Verkauf der Rütliwiese wird nicht erwogen», erklärt das EFD.

Der Bund schränkt den Kreis der potenziellen Käufer seiner Kulturbauten nicht ein. Nebst öffentlichen Körperschaften, Vereinen und Stiftungen kommen auch einfache Privatpersonen in Frage. Zum Handschlag komme es aber nur, versichert das EFD, wenn die Käufer für Unterhalt, Sanierung und Erhalt des Kulturguts garantieren könnten.

Trotzdem: Auf der Gemeindeverwaltung Windisch ist man schwer beunruhigt über die Verkaufspläne des Bundes. Man fürchtet um die Zukunft des ­Amphitheaters! Gemeindeammann Heidi Ammon (SVP) war für eine offizielle Stellungnahme aber nicht erreichbar.

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