Letzten November soll Norbert S.* (42) einen 12-jährigen Jungen aus Sevelen SG sexuell missbraucht haben. Die Mutter erstattete Anzeige, die Konstanzer Polizei verhaftete den Deutschen letzten Mittwoch in seiner Wohnung in Singen D.
Auf seinem Computer finden die Ermittler Sex-Chats mit 300 Kindern zwischen 9 und 16 Jahren aus ganz Europa. «Bisher haben wir 30 Kontakte in die Schweiz zurückverfolgt», sagt der Konstanzer Oberstaatsanwalt Christoph Hettenberg. Fünf Opfer sexuellen Missbrauchs sind bisher in der Schweiz und in Süddeutschland bekannt.
Fussballtrainer in zwei Schweizer Vereinen
Wie viele Kinder hat der 42-Jährige aber wirklich missbraucht? Gelegenheit hatte er genug, denn Norbert S. war 20 Jahre lang Fussballtrainer – auch in der Schweiz.
Nach 13 Jahren als Jugendtrainer beim deutschen Fussballverein ESV Südstern Singen kommt er 2002 zum FC Kreuzlingen, trainiert die C-Junioren der 1. Stärkeklasse. Fünf Jahre lang geben die Eltern der 12- und 13-jährigen Fussballer ihre Kinder in die Obhut des Deutschen. Er fährt mit ihnen an Auswärtsspiele und Turniere.
2007 bewirbt sich Norbert S. auf ein Trainer-Inserat des schaffhausischen FC Beringen. Auch da will er junge Buben trainieren. «Bevor wir ihn als Trainer engagierten, holten wir beim FC Kreuzlingen Referenzen», sagt Juniorenobmann Jürg Wermuth vom FC Beringen. «Vom Typ her war er eigenartig, ein Einzelgänger.» Auf eine pädophile Neigung deutete damals aber nichts hin.
Die Verhaftung seines Ex-Trainers ist für Wermuth aber ein Schock. Er fragt sich, ob der Deutsche schon als Fussballtrainer Jungen missbraucht hat – womöglich in seinem Club. «Wir haben nie etwas verdächtiges über ihn gehört, auch von den Spielern nicht», sagt Wermuth. In die Duschkabine sei der Trainer nie gegangen, darauf habe er als Junioren-Obmann stets geachet.
«Ich weiss aber, dass er mit den Spielern gechattet hat. In Chatrooms hat er sein Team über Spielzeiten informiert.» Laut Staatsanwaltschaft hat der Singener Ende 2007 mit den Sex-Chats begonnen – als er noch Trainer in Beringen war.
Sex-Chats auch mit seinen Spielern?
Weil seine Mannschaft zu wenig ehrgeizig war, verliess Norbert S. den FC Beringen im Sommer 2009 und beendete seine Trainer-Karriere. Seine freien Wochenende verbrachte der alleinstehende Deutsche fortan in Sevelen SG – als Zuschauer auf dem Fussballplatz.
Dort hat er auch sein Schweizer Opfer kennengelernt. «Der missbrauchte Junge aus Sevelen kommt aus dem Umfeld des Fussballclubs», sagt Oberstaatsanwalt Hettenbach. Beim FC Sevelen aktiv war Norbert S. jedoch nicht.
Kinderpornos mit Web-Cam gedreht
Die beiden Treffen mit seinem Sevelener Opfer im letzten Herbst vereinbarte Norbert S. im Chat. Dort hat er seine pädophilen Neigungen ausgelebt. Mit den 300 Kindern hat Norbert S. nicht nur Sex-Chats geführt. Mit seiner Webcam hat er sexuelle Handlungen mit einigen sogar aufgenommen. Auch diese Videos und Bilder untersucht die deutsche Polizei. Norbert S. bleibt wegen Verdunkelungsgefahr in Konstanz in U-Haft.
*Name der Redaktion bekannt