Brutaler Kiosk-Räuber jammert vor Gericht
«Beim Überfall hatte ich Bauchweh»

Die Kiosk-Räuber von Burgdorf überfielen nicht nur den Laden. Bei dem Übergriff wurde die Verkäuferin schwer verletzt und leidet bis heute.
Publiziert: 19.02.2014 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 01:08 Uhr
1/2
Mit Zigi: Jeckson R. auf dem Weg ins Gericht.
Foto: Peter Gerber
Von Michael Spillmann

Sie tragen schicke Nike-Schuhe, Hemden und dunkle Hosen. Regungslos sitzen sie auf ihren Stühlen, den Blick nach unten gerichtet: der Venezolaner Jeckson R.* (20) und sein Komplize Siriwat D.* (21), Schweizer mit thailändischen Wurzeln. Sie sind die brutalen Kioskräuber von Burgdorf BE. Gestern standen sie vor dem Regional­gericht Emmental-Oberaargau.

Warum sie die Überfälle verübt hätten, fragt der Gerichtspräsident. «Ich brauchte Geld für Drogen», so D. Mehr sagt er nicht. Sein Kumpel ist redseliger: «Siriwat hat es vorgeschlagen, ich war einfach dabei. Er war wie ein Bruder für mich.» Dreimal schlagen sie 2011 und 2012 zu, sie begehen auch zwei Raubversuche. Einmal überfällt R. allein einen Kiosk: «Ich wollte wohl etwas beweisen.»

Der letzte Überfall endet in einem Blutbad. Am Morgen des 14. Februar 2012 drängen sie die Kioskfrau beim Bahnhof Burgdorf-Steinhof in den Laden. Laut Anklage sticht D. sofort zu. Er sieht das anders: «Sie kam mit der Etikettiermaschine auf mich zu, schlug auf mich ein.»

15 Stich- und Schnittwunden zählen die Ärzte später bei der Kioskfrau. Laut Staatsanwältin überlebte sie nur durch Zufall. Trotzdem soll R. noch auf das Opfer eingetreten haben. «Sie lag doch schon am Boden?», fragt der Richter. «Ich war wütend, weil sie mit der Maschine auf mich einschlug», so R. Die Räuber flüchten mit 1643.70 Franken Beute. Das Opfer leidet bis heute.

Der Richter hakt nach: Warum hat Jeckson R. seinen Freund nicht gestoppt oder der Frau geholfen? «Ich war schockiert. Auf so was war ich nicht vorbereitet», so R. Und: «Beim Überfall hatte ich Bauchweh.»

Siriwat D. wird in Handschellen aus dem Gefängnis zum Gericht geführt, auch im Saal trägt er die Fussfesseln. Jeckson R. kommt als freier Mann. Er sass acht Monate in U-Haft. «Ich habe wohl Glück gehabt», sagt er in einer Pause zu BLICK. «Ich hoffe, ich muss nicht wieder in den Knast. Ich habe Arbeit und eine Lehrstelle gefunden.» Die Staatsanwältin will ihn für 6½ Jahre ins Gefängnis schicken und eine ambulante Therapie anordnen. Für Siriwat D. fordert sie 7¾ Jahre, unter anderem für versuchte vorsätzliche Tötung, aufgeschoben zugunsten einer stationären therapeutischen Massnahme. Das Urteil wird morgen gefällt. 

* Namen der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?