Blick.ch: Herr Jelk, Sie haben Milliardärssohn Sam Branson am Mittwoch vom Matterhorn gerettet. Wussten Sie, wen Sie da vor sich haben?
Bruno Jelk: Nein, wir haben die Meldung bekommen, dass jemand auf dem Gipfel höhenkrank ist. Da kommen wir sofort, egal wer das ist, Prominenter hin oder her. Aber wenn er Milliardärssohn ist, hat er sicher keine Probleme, die Heli-Rechnung zu bezahlen.
Wie sind die Verhältnisse am Matterhorn im Moment?
Schwierig. Es liegt im Moment für die Jahreszeit viel Schnee, das macht die Verhältnisse herausfordernder als sonst im Sommer.
Branson brach schon deutlich unterhalb des Gipfels zusammen und ist dann noch ganz hochgestiegen. Sollte man in diesem Zustand noch auf die Bergspitze klettern?
Auf keinen Fall. Wer sich nicht mehr wohlfühlt, sollte sofort wieder absteigen. An manchen Orten mag das schwierig sein, weil der Abstieg anspruchsvoll ist – auf Bransons Route ist das aber eigentlich kein Problem.
Wie ging es Branson denn, als Sie ihn abgeholt haben?
Dazu kann ich nichts sagen. Ich konnte mich unten auch nicht mehr mit ihm oder seinem Bergführer unterhalten, weil ich direkt zu einem nächsten Einsatz weitermusste. Aber die Rettung verlief problemlos.
Könnten die Briten auch auf den Gipfel gestiegen sein, weil dort die Rettung für den Heli einfacher ist?
Für den Helikopter spielt es keine Rolle, ob wir jemanden vom Gipfel retten müssen oder beim Auf- oder Abstieg. Wenn das Wetter mitspielt, können wir Patienten praktisch überall rausholen. Das weiss ein Bergführer eigentlich auch.
Verhalten sich die Leute am Berg oft fahrlässig?
Gerade am Matterhorn gibt es viele überflüssige Rettungen. Es gibt Touristen, die gehen einfach mal los. Wenn sie dann finden es geht nicht mehr, rufen sie mit dem Handy Hilfe. Das geht so weit, dass wir schon nachts Notrufe bekommen haben. Und als wir am Morgen dann retten wollten, wollten die Patienten nichts mehr davon wissen – es gehe ja jetzt wieder. Da merkt man schon, dass sich viele unerfahrene Leute am Berg versuchen.