Schock, Fassungslosigkeit und pure Wut. Beim Nationalgestüt in Avenches VD herrschte gestern Konsternation. Zwölf Trabrenn-Pferde und elf Ponys verendeten am Wochenende qualvoll in den Ställen des privaten Institut Équestre National d'Avenches (IENA).
Insgesamt sieben Mal brannte es in der Nacht auf Samstag im Broyebezirk und in der Region Vully. «Ein krimineller Grund steht im Vordergrund», sagt Martial Pugin von der Kantonspolizei Freiburg. Feuerwehrleute waren auch gestern noch vor Ort, löschten die letzten Brandherde. Noch immer steigt Rauch aus den abgebrannten Ställen in den Himmel.
«Ich habe keine Worte für das, was passiert ist», sagt IENA-Präsident Jean-Pierre Kratzer (68). Der Ex-Banker leitet auch den Schweizer Pferderennsport-Verband (SPV) und baute die Ponyschule in Avenches auf: «Ich weiss nicht, was das für ein Mensch ist, der das Symbol und die Werte der Jugend zerstört.»
Familie konnte sich retten
Kratzers Tochter wohnt mit ihrem Mann und den drei Kindern direkt neben den abgebrannten Pferdeställen. Die Familie konnte sich in letzter Minute retten. Sieben ihrer Pferde starben. Das Haus ist zerstört.
Das erste Feuer brach gegen 0.30 Uhr auf zwei Gerstenfeldern bei St-Aubin FR und Domdidier FR aus. Beim Löschen bemerkten die Feuerwehrleute die Flammen beim IENA. Innert einer Stunde brennt es noch an anderen Orten in der Nähe: in Villars-le-Grand VD ein landwirtschaftliches Gerät, zwischen Salavaux VD und Avenches Strohballen und in Avenches zudem ein Gerstenfeld.
Nackte Angst geht um
Pascal Barbey (61) schaut fassungslos auf die Brandruine. «Man sollte mit jemandem, der so etwas tut, das Gleiche machen», sagt der Bauer aus Russy FR. «Ich mache mir grosse Sorgen. Letzte Nacht liess ich die Stalltüren offen, damit meine Kühe im schlimmsten Fall fliehen können.»
180 Pferde sind auf dem IENA-Gelände untergebracht. Sie gehören Privatpersonen. Patrick Jnglin (46) ist mit seinem Pferd «La Plaisir» (5) unterwegs. «Wir hatten Glück. Es hätte bei jedem von uns passieren können», sagt der Ex-Rennreiter. «Derjenige, der das machte, ist einfach nur krank.»