Mitarbeiter von türkischen Botschaften und Konsulaten sollen in der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Belgien Informationen über Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt und nach Ankara geschickt haben. Das berichtet «Der Spiegel» in seiner neuesten Ausgabe und beruft sich dabei auf ihm vorliegende Dokumente.
Botschaft in Bern spricht von «gewaltbereiten Aktivisten»
Demnach sollen in der Schweiz Botschafts-Mitglieder im Namen Ankaras nicht nur Namen von Personen, sondern auch konkrete Hinweise auf Schulen, Kindertagesstättern (Kitas) und Studentenvereine übermittelt haben, deren Mitglieder sie verdächtigen, der Gülen-Bewegung anzugehören. Die türkische Botschaft in Bern soll gemutmasst haben, «gewaltbereite Aktivisten» der Gülen-Bewegung seien aus der Türkei geflohen und hätten sich in der Schweiz «festgesetzt».
Der türkische Präsident Recep Erdogan beschuldigt den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen, Drahtzieher des versuchten Putsches zu sein und schon zuvor den Sturz der Regierung angestrebt zu haben. Erdogan nennt Gülen einen Terroristen. Gülen hat dies zurückgewiesen. Dennoch werden seine mutmasslichen Anhänger gejagt und diffamiert.
Hetze im Sommer
Bereits im Sommer hetzten von der Türkei bezahlte Imame und andere staatsnahe Vertreter der Türkei öffentlich gegen Anhänger der Gülen-Bewegung, wie «10vor10» berichtete. Einen Tag nach dem Putschversuch in der Türkei drohte der Geschäftsführer des Erdogan-nahen Vereins Union europäisch-türkischer Demokraten (UETD) während einer Versammlung vor dem türkischen Konsulat in Zürich den Gülen-Anhängern: «Ihr Terroristen von Fetullah Gülen: Euer Ende ist gekommen! Euer Ende ist gekommen!» Anwesend war auch die türkische General-Konsulin Asli Oral, die sagte: «Ich erachte diese Aussagen weder als gewalttätige Drohung, noch glaube ich, dass sie gegen den Rechtsstaat verstossen.» (meg)