Am 2. November 2016 fand in der An'Nur-Moschee eine Grossrazzia statt. Dabei wurde auch der Präsident I.H. (35) verhaftet. Er ist seit einer Woche wieder auf freiem Fuss - genau wie drei andere der vier Verhafteten. Nur Imam Shaik Abdurrahman, der in seiner Predigt zum Mord aufgerufen haben soll, sitzt weiter in U-Haft.
Mit langem Bart und lockerer Kleidung steht der albanischstämmige Präsident der umstrittensten Moschee vor seinem Wohnblock in der Nähe von Winterthur ZH und geniesst nach mehr als vier Wochen U-Haft die neue Freiheit.
BLICK: Sie waren inoffizieller Präsident, als der äthiopisch-stämmige Prediger Shaik Abdurrahman zu Mord gegen Andersdenkende aufrief. Welche Verantwortung tragen Sie dabei?
Hamiti: Ich bin nur für das Administrative und Finanzielle zuständig. Was den Inhalt der Predigten anbelangt, liegt nicht in meiner Verantwortung.
Was sagen Sie zu den radikalen Aussagen des Imams?
Das ist leider unglücklich verlaufen, der Imam ist Äthiopier und kann kein Arabisch. Er hat sich einfach eine unpassende Rede aus dem Internet heruntergeladen und wusste nicht, was er sprach.
Sie sagten, Sie seien schon lange ein Mitglied der An'Nur-Moschee. Dann kennen Sie auch die Jugendlichen, die radikalisiert wurden und in den Dschihad gezogen sind?
Ja. Es waren sehr ruhige Kinder.
Haben Sie nichts von ihrer Radikalisierung bemerkt oder vermutet?
Nein. Man kann nie wissen, warum jemand so wird. Es könnten Videos auf Youtube gewesen sein, die sie zur Dschihad-Reise bewogen haben.
Aber wenn die Gefahr überall lauern könnte, hätte Ihre Moschee nicht präventiv gegen solche Gefahren vorgehen und solche Video-Inhalte thematisieren können?
Nein. Wir sind ein Gotteshaus und halten uns aus den politischen Diskussionen raus. Wenn wir das Thema öffnen, könnte es vielleicht noch mehr Interesse wecken.
I.H. betont zum Abschied: «Ich bin unschuldig, es gibt keine Beweise gegen mich. Deshalb bin ich wieder auf freiem Fuss.»
Corinne Bouvard, Medienbeauftragte der Staatsanwaltschaft Zürich, sagt zu BLICK: «Er ist nur deshalb entlassen worden, weil die Befragungen durch sind und keine Fluchtgefahr besteht. Die Ermittlungen gegen alle vier Verdächtigen sind immer noch am Laufen.»