Bilderbuchwetter im Appenzellerland. Und eine strahlende Chefin von Flauder-Produzentin Goba.
Das passt doch prima!
Es ist halb neun Uhr morgens. Auf einem orangefarbenen Sessel sitzt Gabriela Manser in der guten Stube ihres Elternhauses in Gontenbad AI. Das fast 80-jährige Appenzellerhaus dient heute als Schaltzentrale für ihre Firma.
Gleich nebenan in der Abfüllanlage rattern Tausende Mineralwasser-Sixpacks über die Förderbänder. «Das schauen wir uns vielleicht später an, jetzt ruft der Berg», sagt Manser.
Ihr Auftrag lautet: BLICK-Lesern ihre Heimat zu zeigen.
Uns schwant etwas, denn die 52-Jährige hat «Pfeffer im Füdli». Manser lacht spitzbübisch: «Keine Angst, den Säntis schauen wir uns nur aus der Ferne an.»
Es duftet nach frischem Heu, aus der Ferne tönt das Glockengeläut einer Kuhherde. Friedlich und sauber ist alles hier. Und dazu die Aussicht: der Alpstein mit den sanften Hügeln im Vordergrund.
«Diese Kulisse ist einmalig. Das ist das Appenzellerland!», schwärmt Manser. «Wir wecken hier Sehnsüchte nach Ursprünglichkeit, nach etwas Archaischem.»
Vom Dorf Kau aus geht es über das Hochmoor zum Berggasthaus Scheidegg (1352 m ü. M.). Von dort steigt der Weg an zum Kronberg (1663 m ü. M.). Manser grüsst Spaziergänger und Wanderer. Auch den Bauern im Sennenchutteli, der mit einer Mistgabel bewaffnet die Trampelpfade auf seiner Weide von Kuhfladen befreit.
Sogar die Wanderwege werden hier geputzt. Im urchigen Dialekt grüsst er zurück. Fragen nach dem Woher und Wohin münden in einen kurzen Schwatz.
«In Appenzell kennt man einander noch», sagt Manser. Ihr Blick wandert wieder über die Hügel.
Wie die typische Appenzellerin sieht die Vorzeigeunternehmerin nicht aus – mit ihrem frechen Kurzhaarschnitt, den trendigen Klamotten und Adidas-Tretern. Wäre da nicht der breite Innerrhoder Dialekt, ginge die quirlige Frau als hippe Zürcherin durch.
«Aber was heisst überhaupt typisch?», fragt Manser. Und beantwortet die Frage gleich selbst: «Appenzeller sind vorwitzig und auch ein wenig versponnen. Wir wollen aber auch wahrgenommen werden.»
Anders als das industrialisierte Appenzell Ausserrhoden ist ihr Kanton durch eine bäuerliche und handwerkliche Kultur geprägt und war dementsprechend viel ärmer. «Darum halten Innerrhoder zusammen, was uns ausserordentlich gut gelingt», sagt Manser. «Wir sind klein, aber oho.»
Apropos oho – das Appenzellerland ist voll von Erfolgsgeschichten: der Appenzeller Alpenbitter, das Quöllfrisch der Traditionsbrauerei Locher, Appenzeller Käse und Mostbröckli, die Appenzeller Biber-Lebkuchen.
Und wo sprudeln die Ideen von Mrs. Flauder? Natürlich in der Natur, im Wald. Am liebsten dort, wo noch ein Bächlein fliesst.
Mansers Geheimtipp: das Änd vo de Wölt, zehn Gehminuten vom Kurhotel Hof Weissbad entfernt. Dort, wo der Appenzeller Aktionskünstler Roman Signer (76) seine ersten Experimente mit Knallern und Raketen anstellte.
Ein Augenschein bestätigt: Die Lichtung am Weissbach ist eine Oase für Klein und Gross. Ein heisser Tipp der ehemaligen Kindergärtnerin: «Unbedingt Wasserfarben zum Bemalen der Steine mitnehmen.» Sagts, zieht die Schuhe aus und steigt in das kühlende Flüsschen.
Schnell neigt sich der Tag dem Ende zu. Und tatsächlich ist es ein bisschen so, als ob die Zeit hinter dem Alpstein stillsteht – auf eine gute Art.