Der Tag beginnt wie immer. Um vier Uhr morgens steigt Marcel Windler (56) auf seine weisse Vespa. Drei Touren stehen auf dem Dienstplan: Zeitungszustellung in Villmergen AG, Wohlen AG und Waltenschwil AG.
Fünf Stunden später hebt der Verträger aus dem Aargau in eine völlig andere Welt ab. Der BLICK-Leser sitzt in einem Super-Puma. Auf dem Weg zu den geheimsten Militärbunkern der Schweizer Armee. Unter ihm der Vierwaldstättersee, der Titlis. Das Gotthard-Massiv ist in Sichtweite.
Marcel Windler kann sein Glück noch gar nicht fassen: «Seit meinem ersten WK vor 35 Jahren faszinieren mich Militärbunker. Ich wollte so gerne einen geheimen Bunker besuchen. Da habe ich mich im Herbst 2016 für die Aktion BLICK erfüllt Wünsche beworben. Ich hätte nie gedacht, dass es klappt!»
Ende Juli ist es dann so weit. Der Wunsch geht tatsächlich in Erfüllung. Super-Puma inklusive. «Wer bekommt schon so eine Chance?», fragt der Glückspilz aus Villmergen stolz.
Extra-Sightseeing mit dem Super-Puma
Treffpunkt ist der Militärflughafen in Emmen LU, Halle 1. Gegen 9 Uhr fliegt der dunkelgrüne 16 Meter lange Militärhelikopter die Landebahn an. Marcel Windler stopft sich Schaumgummi-Stöpsel ins Ohr. Der Wind der Rotoren bläst dem Zeitungsausträger fest ins Gesicht. Dann gehts für den Aargauer hoch hinaus.
«Der Blick ist schöner als vom Flugzeug aus», sagt Marcel Windler. Und mit trockenem Humor fügt er hinzu: «Nur lärmiger. Und es fehlt der Bord-Service.»
Über dem Gotthard-Pass hängt eine Gewitterwolke. Der Hubschrauber kommt leicht ins Wanken. «Da wurde es ein wenig turbulent, halt wie in der Achterbahn», so der BLICK-Gewinner. Der Super-Puma weicht aus, fliegt via Nufenenpass nach Airolo TI. Unfreiwilliges Extra-Sightseeing für Marcel Windler.
Feuchte Gänge, Munitionslager und Turmkanone
An der Kaserne von Airolo angekommen, wartet bereits ein Kleinbus. Nächster Programmpunkt: Der Ex-Bunker Foppa Grande. «Nicht ganz so geheim, aber spannend», stellt Marcel Windler fest.
Ein Berghäuschen tarnt den Eingang in das 1997 stillgelegte Artilleriewerk. Bis zu 30 Meter geht es in die Tiefe. Die Temperatur sinkt auf elf Grad Celsius. Feuchte Gänge führen an Maschinenraum, Werktelefonzentrale, Munitionsdepot, Mannschaftsunterkunft, Küche, Lüftung und Feuerleitstelle vorbei ans Allerheiligste: der Turmkanone.
An der Panzerturm-Station schaut Marcel Windler in den finsteren Schrägschacht, über den ein Paternosteraufzug Munition zur 10,5 cm-Turmkanone trägt. «Ganz schön abenteuerlich», findet der Bunker-Fan.
Bison-Kanone hat 36 Kilometer Reichweite
Jetzt wird es streng geheim. Es geht in den Bison-Bunker. Kein Zutritt für Unbefugte. «Genau das habe ich mir gewünscht», jubelt Marcel Windler. Handy und Fotoapparat bleiben im Schliessfach. Marcel Windler hat vollstes Verständnis: «Sonst könnten ja Smartphone-Fotos noch auf Facebook landen.»
Hinter mit Beton gefüllten Stahltüren, die jede so viel wie ein Kleinwagen wiegen, verbergen sich grell beleuchtete Hallen. Sie wurden rund um die Festungskanone 93 L52 Bison gebaut. Der Lauf zielt durch eine imposante, gut getarnte Scharte ins Leventinatal. Reichweite der Kanone: 36 Kilometer!
Hinter einer kleinen Tür in der Natursteinmauer wartet Highlight Nummer drei: Der Festungsminenwerfer. Diese Anlage verschwindet unter einer Weide. Die Scharte für das 12-cm-Turm- und Schnellfeuergeschütz lauert unter einer Felsattrappe. Die Kühe stört es nicht.
Marcel Windler ist baff, glücklich – und hungrig. Nach einer Portion Schnitzel und Pommes im Restaurant fliegt der Super-Puma seinen Spezial-Gast heim. Zum Abschied bleiben Marcel Windler nur die Worte: «Vielen Dank an den BLICK und an die Schweizer Armee für diesen unvergesslichen Tag!»