BLICK auf der höchsten Baustelle Europas
Seilbahn der Superlative

Minusgrade, Schnee und Winde mit mehr als 200 km/h: BLICK besucht die höchste Baustelle Europas. Am Klein Matterhorn öffnet in wenigen Tagen eine Seilbahn der Superlative.
Publiziert: 24.09.2018 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2018 um 17:34 Uhr
Das ist die höchste Baustelle Europas
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52-Mio-Projekt am Klein Matterhorn:BLICK fährt mit der Seilbahn der Superlative
Anian Heierli

Spannung liegt in der Luft: In wenigen Tagen eröffnet die neue Rekord-Seilbahn aufs Klein Matterhorn in Zermatt VS. Auf der höchsten Baustelle Europas (3821 m ü. M.) prüfen die Arbeiter deshalb alles nochmals auf Herz und Nieren. Bundesrätin Doris Leuthard (55) eröffnet das Monsterprojekt schon am nächsten Samstag vor geladenen Gästen. Läuft alles reibungslos, steigen dann Ende Oktober die ersten Touristen ein.

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In wenigen Tagen wird die neue Rekord-Bahn am Klein Matterhorn eingeweiht.
Foto: ANIAN HEIERLI

Vom engen Zeitplan lässt sich Bauführer Martin Schlumpf (34) jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Lässig sitzt er in einer der neuen Kabinen auf den geheizten Sesseln und sagt zu BLICK: «Wir sind bereit. Bei den Testfahrten klappt alles bestens.» Hinter ihm liegen mehr als zwei Jahre Knochenarbeit. Zusammen mit 145 Personen stampfte er die Bahn aus dem Boden. 

Gearbeitet wird im Sommer und Winter

Gigantische 52 Millionen Franken flossen in den Bau der Matterhorn Glacier Ride. Die Bahn verbindet die Mittelstation Trockener Steg (2939 m ü. M.) mit der Gletscherwelt auf über 3800 Meter Höhe. Um rechtzeitig fertig zu werden, arbeitete die Mannschaft von Schlumpf im Schichtbetrieb und wenn möglich sogar im Winter. «Wenn es das Wetter zulässt, wird hier rund 16 Stunden am Tag gearbeitet», sagt der Bauführer zu BLICK.

Die Bedingungen forderten den Arbeitern, die zum Teil Expeditionsausrüstung tragen, alles ab: Selbst im Sommer können die Temperaturen auf Minuswerte fallen. Auch Windstärken von mehr als 200 Kilometer pro Stunde sind keine Seltenheit. Doch die Männer hier oben sind abgehärtet: «Wir sagen immer, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung», sagt Schlumpf. Er betont: «Am Anfang war sicher die dünne Luft eine Umstellung. Auf über 3000 Meter Höhe kommt man rasch ins Schnaufen.» Zudem mussten die Arbeiter oft in extrem steilem Gelände arbeiten.

Neben der Höhe war die Logistik die grösste Herausforderung. Extra für die Baustelle wurde eine Transportseilbahn von der italienischen Seite her erstellt, die aufs Klein Matterhorn führt. Arbeiter verladen oben das Material auf Schlitten und ziehen diese mit Pistenbullys an die gewünschte Stelle. Dafür gibt es auf dem grauen Felsen extra weisse Strassen aus Schnee.

3800-mal mit dem Heli hoch und runter

Genauso wichtig für den Bau waren die zahlreichen Helikopter-Transportflüge. Die Air Zermatt machte in den letzten Jahren rund 3800 Flüge zwischen der Berg- und Mittelstation. Pilot Robert Andenmatten (48) sass dafür mehrere Hundert Mal hinter dem Steuerknüppel der Maschine vom Typ Ecureuil. Der Heli ist wendig, leicht und für präzises Arbeiten in den Alpen gemacht. 

Andenmatten weiss: Fliegen in der Region rund ums Matterhorn hat Tücken. «Das Wetter kann innert Minuten umschlagen», sagt er. «Um 10.30 Uhr geht ein laues Lüftchen, um 11 Uhr bläst ein Sturm.» Angst habe er aber trotzdem nie. Doch er räumt ein: «Je nach Situation kann es passieren, dass die Knie für einen Moment weich werden.»

Der Einsatz an der Baustelle oben an der Bergstation ist nur etwas für erfahrene Piloten. «In dieser Höhe reagiert der Heli nicht so schnell wie in tieferen Lagen», erklärt Andenmatten. «Wegen der dünnen Luft ist der Auftrieb geringer. Darum muss man leichtere Lasten transportieren und mehrmals fliegen.»

«Ich habe Leute, denen ich vertraue!»

Das Allerwichtigste ist für ihn aber die Unterstützung vom Tal aus: «Ich habe gute Leute im Rücken, denen ich vertraue!» Er ist froh, dass beim Bau keine schweren Unfälle passiert sind.

Spitzentempi dank Drei-Seil-System

Die neue Matterhorn Glacier Ride soll schon im Oktober die ersten Touristen von der Mittelstation Trockener Steg (2939 m ü. M.) aufs Klein Matterhorn (3883 m ü. M.) hochfahren. Die Transportzahlen sind beeindruckend: Pro Stunde befördern die 25 Kabinen mit je 28 beheizten Ledersitzplätzen rund 2000 Personen. 

Die Technik ist auf dem neusten Stand. Die Matterhorn Glacier Ride ist eine Drei-Seil-Umlaufbahn. Im Gegensatz zu klassischen Umlaufbahnen wird die Trag- und Zugfunktion der Seile getrennt. Pro Fahrbahnseite gibt es zwei Tragseile, die fix in der Tal- und Bergstation verankert sind und so für mehr Stabilität sorgen. Das Zugseil bildet eine geschlossene Schleife. Dadurch erhält man mehr Windstabilität und ein höheres Fahrtempo von maximal 7,5 Metern pro Sekunde. 

Das gigantische Projekt kostete 52 Millionen Franken. Am Bau beteiligten sich Leitner Ropeways und das von Ferrari und Maserati her bekannte Designstudio Pininfarina. Mathias Imoberdorf (30), Sprecher  der Matterhorn Zermatt Bergbahnen, sagt zu BLICK: «Klar hoffen wir auf zusätzliche Gäste, aber Hochrechnungen machen wir noch keine.» Ihm gefallen vor allem die Kabinen: «Das Design ist angelehnt an ein Sportauto.»

Die neue Matterhorn Glacier Ride soll schon im Oktober die ersten Touristen von der Mittelstation Trockener Steg (2939 m ü. M.) aufs Klein Matterhorn (3883 m ü. M.) hochfahren. Die Transportzahlen sind beeindruckend: Pro Stunde befördern die 25 Kabinen mit je 28 beheizten Ledersitzplätzen rund 2000 Personen. 

Die Technik ist auf dem neusten Stand. Die Matterhorn Glacier Ride ist eine Drei-Seil-Umlaufbahn. Im Gegensatz zu klassischen Umlaufbahnen wird die Trag- und Zugfunktion der Seile getrennt. Pro Fahrbahnseite gibt es zwei Tragseile, die fix in der Tal- und Bergstation verankert sind und so für mehr Stabilität sorgen. Das Zugseil bildet eine geschlossene Schleife. Dadurch erhält man mehr Windstabilität und ein höheres Fahrtempo von maximal 7,5 Metern pro Sekunde. 

Das gigantische Projekt kostete 52 Millionen Franken. Am Bau beteiligten sich Leitner Ropeways und das von Ferrari und Maserati her bekannte Designstudio Pininfarina. Mathias Imoberdorf (30), Sprecher  der Matterhorn Zermatt Bergbahnen, sagt zu BLICK: «Klar hoffen wir auf zusätzliche Gäste, aber Hochrechnungen machen wir noch keine.» Ihm gefallen vor allem die Kabinen: «Das Design ist angelehnt an ein Sportauto.»

Dafür dankt auch Bauführer Schlumpf. Die Männer am Berg wissen: Ihr Berufsrisiko ist gross. Deshalb ist bei jedem Handgriff auch der nötige Respekt dabei. Selbst wenn man wie die Walliser eine Rekordbahn in Rekordzeit hochzieht.

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