Bis 729'000 Franken Lohn
SBB-Versager verdienen mehr als Bundesräte

BERN – 400 Stellen weg bei den SBB. Doch die Bahn-Chefs beziehen Löhne, die weit über denen des Bundesrats liegen. Im Schnitt über eine halbe Million Franken.
Publiziert: 10.03.2008 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:59 Uhr
Von Henry Habegger

Die Staatsbahn verbuchte 2006 einen Konzerngewinn von 260 Millionen. Der Bereich Cargo, in dem jetzt 400 Stellen abgebaut werden, schnitt mit einem Verlust von «nur» 30 Millionen etwas besser ab als im Jahr zuvor. Das Jahr 2006 war somit ein «gutes» Jahr. Und es schenkte für die SBB-Chefs finanziell tüchtig ein, wie das Kaderlohn-Reporting des Bundesrats zeigt. Notabene das letzte, das bisher veröffentlicht wurde.

SBB-Verwaltungsratspräsident Thierry Lalive d’Epinay erhielt für sein 60-Prozent-Pensum 250000 Franken plus 33000 Franken Nebenleistungen.

Benedikt Weibel, bis Ende 2006 Chef der SBB-Geschäftsleitung, kam auf total 729000 Franken. 400000 Franken Fixlohn plus 200000 Franken als Leistungsteil. Dazu Bonifikation von 25000 Franken, knapp 30000 Franken für «andere Nebenleistungen». Weitere 75000 Franken schenkte ihm der Verwaltungsrat zum Abgang.

Die übrigen fünf Mitglieder der SBB-Geschäftsleitung kamen auf Durchschnittsbezüge von 560000 Franken. 340000 Franken als Fixlohn, 172000 Franken Leistungskomponente. Dazu 25000 Franken Bonifikation und 22000 Franken «Nebenleistungen». Selbst die fünf normalen SBB-Geschäftsleitungsmitglieder kassierten im Schnitt also rund 150000 Franken mehr als ein Bundesrat.

Einer der fünf war damals Cargo-Chef Daniel Nordmann, einer der Hauptverantwortlichen für das Debakel. Ob er mehr oder weniger als der Durchschnitt erhielt, geht aus der Aufstellung nicht hervor. Nordmann räumte seinen Sessel im August 2007 auf Druck des neuen SBB-Chefs Andreas Meyer.

Pikant: Weibel holte sich 2001 öffentliches Lob, weil er sich mit einem Maximallohn von 600000 statt 720000 Franken zufriedengab. Nordmann verzichtete schon damals nicht und soll schliesslich mehr verdient haben als Weibel.

Wie alle Jahre wird die Finanzdelegation des Bundesparlaments auch 2008 zu den Kaderlöhnen Stellung nehmen. Delegations-Präsident Ernst Leuenberger (SP) macht klar: «Ich habe schon 2001 die Lohnexplosion bei den Bundesbetrieben kritisiert.» Die Sache werde genau geprüft, kündigt der Ständerat an, dämpft aber Hoffnungen. «Die hohen Kaderlöhne entsprechen leider dem Zeitgeist, und den bringen wir so schnell nicht weg».

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