Kurz vor 24 Uhr gestern Nacht klingelt es an der Tür der Säntisstrasse 15 in Wil SG. In dem biederen Haus bieten die Mädchen vom Studio Bella Donna, die Wiler Girls und Sexy Sandra ihre Dienste an.
Im Studio Bella Donna sitzt die junge Prostituierte Mary* (23). Sie kann den ungeduldigen Freier über die Überwachungskamera sehen. Bei ihr ist der selbsternannte Puffkoordinator Robert V.*
«Erst wollte ich den Mann nicht reinlassen. Er war offensichtlich betrunken, schwankte», sagt Mary zu BLICK. Doch der Freier lässt nicht locker. «Ich hab den Summer gedrückt, dass er ins Treppenhaus kommt. Oben wollte ich ihm sagen, dass ich keine Zeit habe», erklärt Mary. Doch alles kommt anders.
Der Freier akzeptiert die Abweisung nicht. Wird wütend und klingelt an den anderen Studio-Türen. Das geht Puffkoordinator Robert gegen den Strich. In Unterhose stellt er sich dem Eindringling in den Weg. «Er hat ihn angeschrieen, dass er sich verpissen soll», erinnert sich Mary. Doch der junge Freier lässt sich auf der Suche nach Sex nicht beirren: «Hey Opa, sei halt nicht so aggressiv», pöbelt er zurück.
Durch den Krach alarmiert, eilen Sindy und Jessyca (24), zwei der «Wiler-Girls» aus dem dritten Stock herunter. Es kommt zum Handgemenge. Die Situation eskaliert.
«Plötzlich hat der Typ ein Messer aus seiner Jackentasche gezogen. Es war riesig, so zirka 15 Zentimeter gross! Keins zum Ausklappen. Damit hat er einfach zugestochen», erzählt Mary immer noch zitternd. Zuerst rammt der betrunkene Freier Robert V. die Klinge in den Oberschenkel.
Dann wendet er sich Jessyca zu. «Er hat ihr viermal in den Bauch gestochen», sagt Mary geschockt. «So etwas habe ich noch nie gesehen. Es war furchtbar. Das Blut spritzte durchs ganze Treppenhaus.» Panisch rennt Mary zurück ins Studio. Alarmiert die Polizei. Der Täter flieht. Vorher rammt er auch noch «Wiler-Girl» Sindy die Klinge in die Schulter. Ein paar Stunden später stirbt Jessyca im Spital. «Ihre Verletzungen waren zu schwer», sagt Hanspeter Krüsi von der Kapo St. Gallen. Robert V. überlebt schwer verletzt. «Vom Täter fehlt jede Spur», so Krüsi.
Mary macht sich grosse Vorwürfe: «Wenn ich ihn nicht reingelassen hätte, würde Jessyca noch leben. Sie war so alt wie ich.» Die junge Deutsche arbeitete seit knapp einem halben Jahr für ihre österreichische Chefin Sindy bei den «Wiler-Girls».
* Namen der Redaktion bekannt