Zermatter zahlen 56 Franken für sechs Kilometer
Wucherpreis für Heimweg

Die Zermatterin Karin Julen (50) wittert Abzocke. Jährlich muss sie für die Strasse zwischen Täsch und Zermatt eine Bewilligung kaufen, die immer teurer wird. Dabei ist der Zustand der Strasse erbärmlich. Der Preisüberwacher ist jetzt eingeschaltet.
Publiziert: 17.02.2018 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:10 Uhr
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Karin Julen (50) mit einer Bewilligung, die sie für die 6 Kilometer zwischen Täsch und Zermatt jährlich lösen muss.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Flavio Razzino

Eigentlich wäre Zermatt autofrei, doch die 6000 Zermatter Einwohner können mit einer Bewilligung die letzten sechs Kilometer zwischen dem Ort Täsch und Zermatt mit dem Auto zurücklegen. Diese Bewilligung sorgt nun für Ärger. Denn: Sie kostet jährlich mehr, obwohl die Strasse in erbärmlichen Zustand ist.

Allein diesen Winter musste sie mehr als zehnmal gesperrt werden. Zuletzt war Zermatt vorgestern komplett von der Aussenwelt abgeschnitten – wieder einmal hatte eine Lawine die Strasse verschüttet (BLICK berichtete).

«Jetzt ist einfach genug», sagt die Zermatterin Karin Julen (50). Sie wittert einen klaren Preismissbrauch. Ein erneuter Aufschlag um zehn Prozent für das Jahr 2018 hat das Fass zum Überlaufen gebracht. In einem Brief an den Schweizer Preisüberwacher fordert Julen, dass dieser Irrsinn endlich gestoppt wird.

Für die Zermatterin klarer Wucher

«In den letzten Jahren ist die Bewilligung grundlos um 86 Prozent teurer geworden», sagt sie. Das gesamte Schweizer Autobahnnetz kostet pro Autofahrer 40 Franken pro Jahr. «Und die paar Kilometer Schotterpiste von Zermatt nach Täsch seit diesem Jahr 56 Franken. Ein schlechter Witz», sagt Julen.

Rund 10'500 Fahrbewilligungen erteilt der Kanton für die sechs Kilometer zwischen Täsch und Zermatt jährlich. Hinzu kommen Jahres- und Tagesbewilligungen für Lastwagen. Dies spült jährlich rund 1,4 Millionen Franken in die Kantonskasse. Geld, das am Ende nicht in das desolate Strassenstück investiert werden muss.

Michael Graber, SVP-Politiker aus Brig, hält die Gebühr darum ebenfalls für eine Frechheit. Sein Vorstoss im Kantonsrat, das Geld für den Unterhalt der baufälligen Strasse einzusetzen, wurde 2016 im Rat aber abgelehnt.

Jede Sperrung tut weh

Auch die Gemeinde Zermatt hat darum Krieg mit dem Kanton. Schon lange fordern die Zermatter, dass die Strasse wintersicherer gemacht werde. Gewünscht werden Tunnels und ein Strassenbelag ohne Schlaglöcher. «Jede Sperrung der Strasse zieht erhebliche wirtschaftliche Schäden nach sich», hat der Zermatter Gemeinderat in einem Brief an den Kanton geschrieben.

Doch der Kanton sperrt sich. Grund: Für viel Geld hat der Kanton zusammen mit der Matterhorn-Gotthard-Infrastruktur AG und dem Bund 2004 ein millionenteures Parkhaus in Täsch gebaut. Damit sollte der Umstieg der Touristen und Einheimischen vom Auto auf die Matterhorn Gotthard Bahn gefördert werden.

Nur Substanzerhaltendes ist erlaubt

Vom Bund ist das Geld damals nur geflossen, weil der Kanton versichert hatte, beim Wegstück Täsch–Zermatt höchstens «substanzerhaltende Massnahmen» zu treffen.

Die Zermatter wurden nie über die Vereinbarung informiert. «Himmeltraurig, wenn man bedenkt, dass wir im Wallis zu den besten Steuerzahlern gehören», sagt Karin Julen. Sie hofft nun auf ein beherztes Einschreiten des Preisüberwachers.

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