Vollzugsexperte unterstützt die harte Hand gegen den Häftlings-Streik
«Der Thorberg macht alles richtig»

Gut 50 Häftlinge streiken seit Freitag in der geschlossenen Haftanstalt Thorberg. Sie wollen Sex, mehr Essen, mehr Lohn. Die Anstaltsleitung greift knallhart durch und diszipliniert die Aufständischen. Strafvollzugsexperte Benjamin Brägger hält die Massnahmen für richtig.
Publiziert: 22.11.2017 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 21:37 Uhr
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50 Thorberg-Häftlinge sind im Streik, weil sie unter anderem ein Sex-Zimmer fordern.
Foto: Keystone/ANTHONY ANEX
Beat Michel

BLICK: Herr Brägger, im Thorberg streiken 50 Häftlinge. Droht jetzt ein unkontrollierter Aufstand mit Chaos?
Benjamin Brägger: Nein. Das kann in der Schweiz nicht passieren. Im Thorberg hat es genügend und gut ausgebildetes Personal, es herrscht nicht die krasse Überbelegung wie zum Beispiel beim jüngsten Fall in Brasilien. Zudem haben wir einen menschenwürdigen Vollzug.

Da sind die Häftlinge anderer Meinung. Sie sagen, sie wollen mehr Geld, mehr Essen und fordern ein Sex-Zimmer.
Im Gefängnis gibt es kein Wunschkonzert. Der Thorberg und alle anderen Schweizer Anstalten erfüllen die internationanlen und nationalen Standards. Sie sind sogar führend in Sachen Haftbedingungen. Ich verstehe, dass Langzeit-Häftlinge irgendwann einmal den Knast-Koller haben und Dampf ablassen müssen. Doch nur wegen erhöhter Komfort-Anprüche gibt es kein Recht auf Streik in einer Strafanstalt, denn die Insassen sind zur Arbeit verpflichtet.

Es ist also richtig, die Aufmüpfigen nicht mehr aus der Zelle zu lassen?
Ja. Wir dürfen nicht vergessen: Alle Insassen im Thorberg haben ein schweres Delikt begangen und werden jetzt mit Freiheitsentzug bestraft. Einschränkungen des Lebensstandards sind normal im Strafvollzug. Es ist auch in der Schweiz nicht schön, eingesperrt zu sein, aber die Strafe ist ja eine Konsequenz ihres Verhaltens.

Einzelhaft ist als Disziplinierung zulässig?
Das ist in diesem Fall das einzig Richtige. Mit dem Streik verletzen die Häftlinge die Arbeitspflicht. Sie verstossen gegen die Hausordnung. Sie haben kein Streikrecht im Gefängnis. Wenn die Männer also rumsitzen wollen, sollen sie das in der Zelle tun. Sonst ist die Ordnung in der Anstalt gefährdet.

Die Anstaltsleitung macht also keine Fehler?
Bis jetzt macht das Personal im Thorberg meiner Meinung nach alles richtig.

Die Häftlinge fordern ein Sex-Zimmer. Warum gibt es das nicht im Thorberg?
Es gibt keine gesetzliche Grundlage für ein Langzeit-Besuchszimmer. Ich persönlich finde sie aber sehr sinnvoll. Es sind junge Männer, die haben ihre Bedürfnisse. Mit einem solchen Zimmer kann man alles in geordnete Bahnen lenken. Ansonsten passiert es im Versteckten. Es entwickelt sich eine Subkultur im Gefängnis, die man nicht will. Die Gefahr, dass schwächere Häftlinge missbraucht werden, ist dann grösser.

Hält dann die Prostitution Einzug?
Nein. Wie alles im Gefängnis ist auch der Langzeitbesuch bis ins Detail geregelt. Es kommen nur langjährige Partnerinnen und Partner für die Treffen zum Zug. Das ist wiederum gut für die Resozialisierung, wenn die Männer draussen in einer Partnerschaft leben.

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