Verschüttete im Diemtigtal geborgen. BLICK erzählt die Geschichten von den Toten und Geretteten aus dem Schnee
Die Gesichter der Lawinen-Tragödie

Traurige Gewissheit: Sieben Menschen starben beim Lawinendrama am Drümännler.
Publiziert: 06.01.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:48 Uhr

Sie feierten Silvester gemeinsam: Die Fechterin Hanna S.* (39), Peter Z.* (48), Banker aus Zürich, der deutsch-kanadische Astrophysiker Joachim S.* (41) und die kanadische ETH-Wissenschaftlerin Tracy E.* Die Gruppe aus Zürich verbrachte ein paar Tage im Hotel Spillgerten in Schwenden im Berner Diemtigtal.

Nach kleineren Skitouren in der Region, machen sich die vier am Sonntag auf zur Tour zum Drümännler. Um 11.24 Uhr beginnt die Tragödie.

Die erste Lawine reisst Joachim S. und seine Freundin Tracy E. mit. Der Astrophysiker wird unter den Schneemassen begraben. Seine Freunde graben ihn mit blossen Händen aus. Als der Rega-Arzt Andreas A.* (39) und drei Mitglieder der Gruppe des Skiclubs Rubigen BE Erste Hilfe leisten, donnert die zweite Lawine herunter. Zwölf Menschen werden begraben.

Tracy E. ist wie ihr Freund eine gute Sportlerin und begeisterte Skifahrerin. Das Paar hat grosses Glück: Beide werden verletzt aus den Schneemassen geborgen. Der Astrophysiker hat Erfrierungen an seinen Händen. Schon gestern Abend konnte er das Spital Interlaken an der Seite seiner Tracy verlassen.

Glück und Leid liegen sehr nahe beieinander. Ihre Freunde Hanna S. und Peter Z. sind zwei der drei Opfer, die gestern tot geborgen werden. Hanna S. war eine begeisterte Sportlerin: Im Zuger Fechtclub galt sie als bisher erfolgreichste Degenfechterin. Jetzt fechtete sie für den Zürcher Fechtclub, auf hohem Niveau. Hanna S. arbeitete beim Akademischen Sportverband Zürich. Die Berge liebte sie über alles: Sie unternahm viele Touren mit Bike, Wanderschuhen, Schneeschuhen oder Skis. Sie war im Vorstand des SAC Baldern, wie Peter Z.

Der 48-Jährige wuchs in Wolhusen LU auf. Er war Primarlehrer, bevor er in Freiburg Physik studierte. Von 1991 bis 1997 arbeitete Peter Z. fürs Cern in Genf. Seit elf Jahren war er Banker bei der CS. Seine Leidenschaft waren die Berge: Jedes Wochenende bestieg er einen Gipfel. Nicht nur in der Schweiz, auch in Patagonien und Nepal.

Es war nicht das erste Mal, dass er und Hanna auf dem Drümännler waren, dem Unglücksberg. Damals lag aber noch weniger Schnee als am Sonntag: In sein Tourenbuch schrieb er: «noch etwas steinig, mit Hanna». Seine Mutter erzählte Tele Züri, dass Peter ihr einziger Sohn war. Sie hat erst vor fünf Monaten ihren Mann verloren.

Zu den Toten des Lawinendramas gehört auch Rega-Arzt Andreas A. Er hatte sich über die Feiertage freiwilllig zum Einsatz gemeldet (im BLICK). Gestorben sind zudem ein 48-jähriger Schweizer, Mitglied des SAC Stockhorn und Peter G.* (61), Augenarzt in Unterseen BE. Er war Mitglied des Skiclubs Rubigen und des SAC Stockhorn und Clubtourenchef Swiss Ski. Auch zwei Deutsche (38+45) sind unter den Lawinentoten.

Überlebt hat Peter G.s Skiclub-Kollege Fritz K.* (62), Gruppenleiter Jugend und Sport. Fritz K. ist verheiratet, besitzt eine Firma zur Herstellung und Wartung von Heizungsanlagen. Er konnte gestern das Spital verlassen. Zu den Überlebenden gehören auch ein Deutscher und eine Deutsche. Nur einer der Verletzten ist noch im Spital.

*Namen der Redaktion bekannt

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