Willy (71) und Maria (62) Zysset wanderten vor ein paar Monaten nach Kamerun aus. Grund dafür war ein jahrelanger Rechtsstreit um ihr Haus in Biel BE. Den Bieler Behörden war nämlich ihre orange Hausfassade zu grell. Gestützt vom Berner Verwaltungsgericht wiesen sie die Zyssets an, die grelle Farbe mit einem Grauton zu übertünchen.
Dem Ehepaar wurde es schliesslich zu bunt. Es verkaufte das Haus in Biel und zog Anfang Jahr in die Heimat von Maria, ins kamerunische Ngoulémakong. Dort bauen sie sich nun ein neues Leben auf – die Schweiz haben sie längst hinter sich gelassen und vermissen sie auch nicht. «Uns geht es ausgezeichnet. Wir sind gesund und munter», sagt Willy Zysset zu BLICK.
«Haben ein unterernährtes Kind adoptiert»
«Vor drei Wochen hat man einen Bub nach mir benannt – zu meinen Ehren!», sagt Willy Zysset. Er platzt fast vor Stolz und schickt Bilder, wie er den Jungen im Arm hält. «Willy ist der Sohn von meinem Schwager», sagt er. Seine Eltern sind eigentlich aus Douala, der grössten Stadt in Kamerun.
Momentan wohne der kleine Junge mit seiner Mutter aber bei ihnen. «Sobald der Bub keine Muttermilch mehr bekommt, geht seine Mutter wieder zurück nach Douala – klein Willy wird aber bei uns bleiben», sagt Zysset. Es sei bei ihnen Brauch, dass das Kind beim Namensvetter aufwächst. Zumindest so lange, bis es eingeschult wird.
Klein Willy wird bei Zyssets nicht alleine sein. «Vor vier Monaten haben wir ein unterernährtes Kind adoptiert – die kleine Choupette (2)», sagt Zysset. Sie sei jetzt glücklicherweise wieder in guter Verfassung. «Die Kleine hat aber bis heute keine Geburtsakten. Juristisch existiert sie noch gar nicht.» Zyssets werden sie aber demnächst anmelden.
Das Haus ist bald fertig
Nicht nur das Kinderglück macht Zyssets zufrieden, auch der Hausbau gehe gut voran. «Hier in Kamerun geht alles ein bisschen langsamer», sagt Willy Zysset. Das Haus sei jedoch bald fertig. Zum Vergleich: Das letzte Mal als BLICK mit der Familie Zysset sprach, befand es sich noch praktisch im Rohbau. «Die Böden sind inzwischen verlegt. Auch der Garten nimmt Form an», sagt Willy Zysset. Gestrichen werde das Haus in etwa einem Monat – in weiss.
Auf dem Grundstück der Zyssets entsteht gerade auch ein Wächterhaus. In Kamerun sei es nämlich nicht möglich, ein Haus wie ihres unbewacht zu lassen, sagt er. «Wenn niemand anwesend ist, wird sonst oft eingebrochen.» Die Kosten für einen Wächter seien ohnehin sehr niedrig – umgerechnet rund 100 Franken im Monat. Der Wächter mache zudem auch Gartenarbeiten.
Haus in Biel ist nun grau
Das ehemalige Haus der Familie Zysset in Biel wurde im März neu gestrichen. Jetzt ist es grau. Das kümmert Zyssets aber wenig. Denn: Sie sind nach Kamerun gekommen um zu bleiben. «Wir haben nun auch die Niederlassungsbewilligung erhalten», sagt Willy Zysset.