Sie war eine der aufstrebenden Politikerinnen in Bern: bestgewählte Stadträtin, präsent in den Medien. Bis letzten Juni. Da fand Lea Kusano (35): «Man muss Prioritäten setzen» und trat aus dem Stadtrat zurück. «Der Bund» schrieb: «Vorher hatte sie noch Ambitionen auf ein Nationalratsmandat gehegt.»
Doch, Moment, da ist sie wieder: Kusano wurde letzte Woche von der SP-Versammlung offiziell zur Nationalrats-Kandidatin ernannt. Der Rücktritt vom Rücktritt, nach weniger als einem Jahr.
Hintertür blieb offen
«Die Lust auf Politik war immer da», beginnt Kusano. «Aber die Vierfachbelastung wäre zu hoch gewesen.» Dieses «wäre» verwendete Kusano schon im Rücktrittsschreiben vom Juni. Neben Stadtrat, Beruf und Familie «wäre» mit den nationalen Wahlen «noch eine weitere Belastung dazugekommen». Heute ist klar: diese Hintertür war immer offen.
Auch wenn die Mehrfachbelastung mit Familie (zwei Kinder) und Job (wissenschaftliche Mitarbeiterin) bliebe. «Mit einem Nationalrats-Mandat würde das funktionieren», denkt Kusano. Die Entschädigung im Nationalrat ist höher, Sitzungen sind seltener am Abend als im Stadtrat.
Den Wahlkampf startet die SP-Frau noch diese Woche, fokussiert auf ein einziges Thema: Lohngleichheit zwischen Frau und Mann