Es hätte eine Winterwanderung in den Berner Voralpen werden sollen. Ein Trip zu zweit, eines noch jungen, frisch vermählten Ehepaars. Es endet in einer tödlichen Tragödie. Am vergangenen Dienstag brechen Michèle K.* (†25) und ihr Ehemann Christoph K.* (†31) zu ihrem Ausflug im Eriz im Kanton Bern auf. Und kehren nie mehr zurück.
Als die beiden auch abends nicht erreichbar sind, wird sofort eine grosse Suchaktion gestartet. Doch die Rettungskräfte können die beiden nur noch tot bergen. Die leblosen Körper liegen in steilem Gelände im Bereich Grätli der Sieben Hengste, einer markanten Bergformation in den Berner Voralpen.
Gott war der gemeinsame Nenner der Toten
Für Familie und Freunde ist der plötzliche Tod der jungen Christen aus Thun BE eine Tragödie. Gegenüber der evangelischen Plattform Livenet erinnern sich die Angehörigen von «Mischi» an die Gläubige: «Sie war ganz fest im Worship daheim, hörte den ganzen Tag Musik und hat sich oft versucht vorzustellen, wie das im Himmel wohl ist.»
Gott war auch der grosse gemeinsame Nenner des Ehepaars, das sich erst im Juni das Jawort gegeben hatte. Beide waren sie in evangelischen Freikirchen im Raum Thun engagiert. Michèle K. war Initiantin und Co-Leiterin des Gebetshauses Thun. Daneben habe Michèle K. auch «ein tiefes Interesse für Menschen in Not und besonders für Gefangene im Sexgeschäft» entwickelt.
«Es war für mich ein riesiger Schock»
So hat die 25-Jährige auch Tabea Oppliger (43) aus Tel Aviv kennengelernt. «Als wir vor über sechs Jahren begonnen haben, hier unser Sozialwerk Kite Pride aufzubauen, lebte Michèle mehrere Wochen bei uns und hat mich mit den Kindern unterstützt», so die Betreiberin der Non-Profit-Organisation Glowbal Act zu BLICK.
Oppliger hat durch Verwandte vom Unglück erfahren: «Es war für mich ein riesiger Schock.» Auch nach all den Jahren ist der Kontakt zwischen den beiden gläubigen Christinnen nie abgebrochen: «Michèle und mich hat vor allem das gemeinsame Interesse an Hilfsprojekten verbunden. Sie hat zu uns fast ein wenig hochgeschaut und hat sich immer wieder mit Fragen gemeldet. Wir haben sie mit unserem Schaffen inspiriert.»
Selbstlos und lebensfreudig
Dass die Bernerin sich bereits in jungen Jahren Themen wie Menschenhandel und Prostitution verschrieben hatte, bewundert die Auslandschweizerin: «Für sie war es immer das Grösste, nah am Herzen von Gott zu sein, und dieser Herzschlag ist die Liebe gegenüber Menschen. Darum hat sie auch immer allen helfen wollen.»
Michèle K. sei ein sehr selbstloser und aufgestellter Mensch gewesen: «Man konnte sie gar nicht nicht gernhaben. Sie war so eine lebensfreudige Person.»
«Wir wissen ja, wo die beiden jetzt sind»
Tabea Oppliger betet nun für die Hinterbliebenen und findet auch in dieser schwierigen Situation zuversichtliche Worte: «Uns verbindet der Glauben, und wir wissen ja, wo die beiden jetzt sind. Wir werden sie wiedersehen.»
* Namen bekannt