Lilly H. (†56) geht am 23. Dezember 2012 frühmorgens mit ihrem Hund Paco (14) Gassi. Gleichzeitig verlässt der damals 25-jährige Renato H. den Club «Silo». Er ist betrunken, hat 1,4 Promille im Blut. Trotzdem setzt er sich ans Steuer seines Autos.
Wenig später, um 3.45 Uhr, kracht er in eine Verkehrsinsel, dann gerät er aufs Trottoir und überfährt Lilly H. Er begeht Fahrerflucht. Sie wird ins Spital geliefert, ist schwer verletzt: Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Rippenbrüche. Lilly H. verliert viel Blut. Zwei Stunden nach dem Unfall stirbt sie an einem Atemstillstand.
«Ich habe sie ihrem Mann weggenommen»
«Ich habe in dieser Nacht eine unschuldige Frau überfahren», sagt Renato H., der «Totfahrer aus der Matte», nun zur «Berner Zeitung». «Ich würde so gerne die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Wegen meiner Unfähigkeit ist eine Frau gestorben.»
Er habe sie ihrem Mann weggenommen, ihren Freunden und Bekannten. «Ich kann keine Worte finden, um zu beschreiben, wie sehr mir das leidtut», sagt Renato H. Nachts spiele sich der Unfall immer wieder im Kopf ab. Der Aufprall der blonden Frau auf der Windschutzscheibe.
«Die Fakten sind eindeutig. Ich bin schuldig.»
Das Gericht verurteilte Renato H. am 26. März 2014 zu einer bedingten Gefängnisstrafe von 14 Monaten. Das Urteil ist rechtskräftig. «Ich habe eine Strafe verdient. Die Fakten sind eindeutig. Ich bin schuldig», sagt er.
Die bedingte Strafe heisst, dass er nicht ins Gefängnis muss. Nach der Urteilsverkündung zeigten sich viele Blick.ch-Leser empört über das aus ihrer Sicht zu milde Urteil.
Doch neben der bedingten Strafe muss Renato H. Gerichts- und Anwaltskosten von rund 30'000 Franken bezahlen. Während der nächsten Jahre wird er mit dem Existenzminimum auskommen müssen. Der Rest geht an die Behörden.
Seit dem Unfall lebt der 26-Jährige wieder bei den Eltern. Sein Fahrausweis wurde ihm auf unbestimmte Zeit entzogen. Doch er wolle ihn gar nicht mehr, sagt er zur «Berner Zeitung». Er habe Angst davor, wieder mit dem Auto zu fahren.
«Ich kann nicht mehr in die Zukunft blicken»
Zurzeit arbeitet der gelernte Monteur temporär. «Eigentlich wollte ich die Ausbildung zum Chefmonteur machen. Aber das kann ich jetzt wohl vergessen. Wer will schon einen Chefmonteur, der einen Chauffeur braucht?», fragt er rhetorisch.
Sein Fazit: «Ich werde viele meiner Ziele nicht mehr erreichen. Ich kann nicht mehr gross in die Zukunft blicken.» (sas)