Töteten Massimo D.* (48) und Jesse D.* (19) aus Rache?
Die Familientragödie hinter dem Doppel-Mord von Spiez

Heimleiter Bernhard B. (†53) und seine Freundin wurden vor drei Jahren in Spiez BE brutal ermordet. Die Ex-Frau beziehungsweise Mutter der beiden mutmasslichen Mörder will die Hintergründe kennen.
Publiziert: 25.05.2016 um 21:51 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:50 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
In dieser Parterrewohnung in Bern lebten Massimo D. und sein Sohn Jesse D.
Foto: Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Am 11. Mai 2013 wurden Heimleiter Bernhard B.* († 53) und seine Freundin Rita H.* (†51) in Spiez BE erstochen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft gegen zwei Schweizer Anklage wegen Mordes erhoben (BLICK berichtete).

Bei den beiden Männern handelt es sich um Massimo (48) und Jesse D.* (19)  – Vater und Sohn. Die beiden wurden am 27. November 2014 verhaftet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Jesse D. zusammen mit seinem Vater für Bestrafungen und Demütigungen rächen wollte, die er als ungerecht empfand.

«Es ist absolut grauenhaft», sagt die Ex-Frau Massimos und Mutter Jesses zu BLICK. Sie will anonym bleiben. «Jesse war traumatisiert», sagt sie. «Weil ich krank war, verbrachten meine Söhne im Sommer 2003 ihre Ferien in dem Heim in Spiez. Das Heim wurde mir vom Sozialdienst in Bern empfohlen.» Damals war Jesse D. 6 Jahre alt.

Rache für Bettnässer-Strafe?

Im Umfeld der Angeklagten kursieren mehrere Erklärungen für das Trauma, das sich Jesse in Spiez eingehandelt haben soll. Es geht in beiden darum, dass sich der Bub einnässte. In der einen Version soll Jesse D. ins Bett gemacht haben – und gezwungen worden sein, seine Bettwäsche selber zu waschen.

In einer anderen Variante soll er sich beim Mittagessen in die Hosen gemacht haben, weil Bernahrd B. ihm verboten haben soll, aufs WC zu gehen. Zur Strafe habe Jesse eine Stunde lang nur in den Unterhosen auf dem Balkon stehen müssen.

Zehn Jahre verstrichen, bis Jesse und sein Vater zuschlugen. Es muss eine wahre Abrechnung gewesen sein: Die Leichen von Bernhard B. und seiner Freundin, die in der Dachwohnung des Heims gefunden wurden, wiesen zahlreiche Stichverletzungen auf.

Hinter dem Doppelmord von Spiez steht auch die Tragödie einer Familie. «Ich habe seit sieben Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Söhnen», sagt die Mutter von Jesse D. «Sie machen mich verantwortlich dafür, dass ich meinen Mann verliess. Sie sagen, ich hätte sie im Stich gelassen.» Die Frau zog an Weihnachten 2006 aus, nahm ihre Söhne mit. «Doch dann wurde ich krank. Meine Buben wollten zurück zum Vater.»

Kein Geständnis

Massimo D. und sein Sohn haben bisher nicht vollumfänglich gestanden. Beide berufen sich auf das Recht, die Aussage zu verweigern. Die DNA-Spuren am Tatort sprechen aber eine eindeutige Sprache. Jesse D. war bei der Tat erst 16 Jahre alt. Bei ihm wird das Jugendstrafrecht angewendet.

Jesse D. sitzt in Burgdorf BE im Knast, sein Vater in Thun BE. Die Tatwaffe ist bis heute verschwunden. «Ich habe meinen Sohn bisher zweimal besucht, doch er will nicht mit mir reden", sagt die Mutter.

Kollegen verpfiffen ihn

Die Belohnung von 20'000 Franken für Hinweise zu den Tätern wurde an mehrere Personen ausbezahlt. BLICK weiss: Jesse D. prahlte bei seinen Freunden mit der Tat. Diese verpfiffen ihn und kassierten das Geld.

«Wir haben die Belohnung an mehrere Personen ausbezahlt», sagt Christof Scheurer, Sprecher der Saatsanwaltschaft Bern. PrDer Prozess gegen die mutmasslichen Heimleitermörder findet am Regionalgericht Oberland in Thun BE statt. Der Termin steht noch nicht fest.

* Namen der Redaktion bekannt 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?