Tödliches Drama am Bielersee
«Auch ich bekam einen heftigen Stromschlag»

Denis Toniazzo hat den tödlichen Unfall von zwei Frauen am Bielersee hautnah miterlebt. Er wollte helfen – und wurde dabei selbst von einem Stromschlag erfasst.
Publiziert: 20.05.2017 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:03 Uhr
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Blumen am Unfallort erinnern an das Drama.
Foto: PETER GERBER

Diese Tragödie ging durch Mark und Bein: Wegen eines kaputten Kabels im Hafen von La Neuveville BE kamen vergangenen Montag zwei Frauen ums Leben (BLICK berichtete). Die einheimische Claire Schläfli (†24) bekam einen Schlag, als sie ins Wasser sprang, um ihre Belgische Schäferhündin Makani (†7) vor dem Ertrinken zu retten. Eine Niederländerin (†53) aus dem Kanton Bern wollte helfen. Sie erhielt ebenfalls einen tödlichen Schlag. Beide Frauen erlagen ihren Verletzungen.

Denis Toniazzo erlebte das Drama hautnah mit: Er war an jenem Tag mit seiner Frau auf der Jean-Jacques-Rousseau-Promenade unterwegs, als er gegen 11 Uhr plötzlich die panischen Rufe einer Frau gehört habe, schreibt das «Bieler Tagblatt». 

«Achtung, es ist Strom im Wasser»

Toniazzo eilte zu der Frau, die mit dem Rücken nach oben im Wasser trieb, zwischen dem Landungssteg und einem Schiff. «Achtung, es ist Strom im Wasser», habe ihm jemand zugerufen. Toniazzo habe dennoch nicht gezögert. «Ich bin sofort auf den Steg gestiegen und habe meine Hand ins Wasser getaucht», sagt er zum «Bieler Tagblatt». Da habe er noch keine Elektrizität gespürt.

«Ich sah Luftblasen aus der Nase des Opfers aufsteigen», schildert er. Deshalb habe er die Frau aus dem Wasser ziehen wollen. Er versuchte, mit einem Spagat zwischen dem Boot und dem Landungssteg an die Frau ranzukommen – seine Beine seien aber zu kurz gewesen. Er habe sich deshalb am Metallpfosten abstützen wollen. «Im gleichen Moment wurde ich von einem heftigen Stromschlag erfasst», sagt er. 

Rettung kam zu spät

Dann die Rettung: Ein Mann mit einem Holzbesen sei an der Unfallstelle vorbeigegangen. «Ich habe dann den Holzstiel zwischen die Beine der Frau gelegt und konnte sie auf diese Weise zum Ufer schieben», so Toniazzo. 

Doch da war es bereits zu spät. Die Frau wurde zwar von den Rettungskräften ins Spital gebracht, diese konnten aber nur noch ihren Tod feststellen. Die zweite Tote, Claire Schläfli (†24), lag derweil zwei Meter tief unter Wasser. Toniazzo habe zwar etwas golden schimmern sehen, jedoch nicht realisiert, dass es sich dabei um eine Person handelte. «Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass ich ihre blonden Haare gesehen hatte», sagt der Helfer. (stj)

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